Zeitzeugen gesucht

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Zeitzeugen gesucht

Vom Dienstag, den 21. Oktober, bis Montag, den 24. November 2025, ist die Wanderausstellung BLACKBOX HEIMERZIEHUNG der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof (GJWH) Torgau in Kooperation mit dem Beruflichen Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen in Chemnitz zu sehen.

Die Ausstellung setzt einen wichtigen Impuls für die lokale Auseinandersetzung mit der repressiven Heimerziehung in der DDR.

 

Zeitraum: 21. Oktober bis 24. November 2025

 

Öffnungszeiten: Mo-Fr: 09:00 bis 16:00 Uhr

Sonderöffnungen an Samstagen: 08:11 und 22.11.2025, jeweils 09:00 bis 15:00 Uhr.

Ausstellungsort: Berufliches Schulzentrum für Gesundheit und Sozialwesen, An der Markthalle 10, 09111 Chemnitz

 

Der Eintritt ist frei. 

Das Durchgangsheim in Karl-Marx-Stadt (Chemnitz)       

Bereits 1951 existiert in Chemnitz ein Aufnahmeheim für Kinder von drei bis vierzehn Jahren. Im Jahr 1956 wird ein Durchgangsheim auf dem Gelände eines Jugendwohnheims in der Bernsdorfer Straße erwähnt. Es hat etwa 17 Plätze für männliche Jugendliche, die in der Gärtnerei und Landwirtschaft der Einrichtung arbeiten.

Im Jahr 1962 erscheint das Durchgangsheim Karl-Marx-Stadt dann mit der Anschrift Kaßbergstraße 32 und hat zunächst 45 Plätze. Es nimmt Minderjährige ab drei Jahren auf, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Bis 1965 reduziert sich die Anzahl der Plätze auf 25 im Jahr 1963. Im Jahr 1976 sind insgesamt 911 Aufnahmen verzeichnet, wobei die meisten Kinder nur wenige Tage in der Einrichtung bleiben. Von hier aus werden sie entweder in ihr Elternhaus (301), ihr vorheriges Heim (276) oder in ein anderes Heim (309) gebracht. 99 Kinder müssen auf einen Heimplatz warten, teilweise bis zu drei Monate oder länger. Das verstößt auch gegen damalige Bestimmungen.

Das Heim beschäftigt 14 pädagogische und neun technische Mitarbeitende. Schulunterricht erfolgt jahrgangsübergreifend und lediglich stundenweise, was zu Lernrückständen führt. Freizeitangebote sind kaum vorhanden.

In der DDR ist Kinderarbeit bereits seit 1949 verboten, wird aber in den Spezialheimen der Jugendhilfe dennoch praktiziert. Die Disziplinierung durch Arbeit spielt als Methode eine zentrale Rolle. Ein Betroffener, der im Alter von 13 Jahren in das Durchgangsheim Karl-Marx-Stadt eingewiesen wurde, erinnert sich an einen großen Werkraum. Dort musste er gemeinsam mit anderen Kindern etwa sechs Stunden täglich Kleinteile für die Motoren- und Automobilindustrie montieren. Diese Arbeit eignete sich besonders gut für Kinderhände. Es habe sich dabei um Normarbeit gehandelt. Die Norm durfte nicht unterschritten werden. Quelle

Wie alle Durchgangsheime verfügt auch das Durchgangsheim über eine Isolierzelle. Eine Betroffene, die 1969 dort war, erinnert sich an einen sehr kleinen, fensterlosen Raum, der nur mit einem Bett, einem Waschbecken und einem Eimer für die Notdurft ausgestattet war. Die Tür hatte demnach einen Spion. Das Essen wurde wie im Gefängnis durch eine Klappe gereicht.

Kurz vor der Auflösung der Durchgangsheime im Jahr 1986 verzeichnet die Einrichtung eine Aufnahme von jährlich etwa 800 Minderjährigen – nur Berlin (815) und Erfurt (750) hatten vergleichbare Zahlen. Nach der Schließung wird das Heim vermutlich als Außenstelle des Jugendwerkhofs Klaffenbach umgenutzt. Heute wird das Gebäude gewerblich genutzt.

[Literatur] Sachse, Christian (2013): Ziel Umerziehung! Spezialheime der DDR-Jugendhilfe 1945-1989 in Sachsen. In: Initiativgruppe GJWH Torgau e.V. (Hrsg.): Schriftenreihe „Auf Biegen und Brechen“. Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, Sonderband, Leipzig, S. 129-132.

Vorschriftsmäßige Zelle in einem Durchgangsheim, 1987. Die Sicherheitsvorkehrungen lassen kaum an ein Kinderheim denken.
Auflösung der Bezirksdurchgangsheime. Schreiben und Anlage Minister für Volksbildung, Juni 1987. Angaben zum Durchgangsheim Karl-Marx-Stadt.

Das Mädchenheim in Klaffenbach (1947-1948)

Im Jahr 1947 wird im Wasserschloss Klaffenbach (Neukirchen) bei Chemnitz ein Mädchenheim eröffnet. Das Heim dient zunächst dem Zweck, „die Mädel – vor allem während der Zeit der Sicherungskuren zur Verhütung der Verbreitung der Geschlechtskrankheiten – aus dem übrigen Volksleben auszuschließen und sie während dieser Zeit an ein regelmäßiges Arbeitsleben zu gewöhnen.“ [Quelle] Stadtarchiv Chemnitz: A 0315 RdSt. bis 1990 Sign. 7940, S.5. In der Nachkriegszeit sind Geschlechtskrankheiten und ihre Eindämmung ein Politikum. Die Verbreitung der Krankheiten wird vor allem alleinstehenden Frauen und weiblichen Personen ohne festen Wohn- und Arbeitsplatz zugeschrieben. Im Mädchenheim Klaffenbach sind in dieser Zeit Mädchen und junge Frauen im Alter von 14 bis über 21 Jahren untergebracht (zehn über 18 Jahre und zehn unter 18 Jahre). Ihnen werden vor allem Attribute wie „ sittlich gefährdet“, oder „arbeitsscheu“ zugeschrieben. In dieser Zeit hat das Heim den Charakter eines Arbeitshauses. Die Mädchen und Frauen verrichten körperlich schwere Arbeit in der Landwirtschaft und bewirtschaften die Gebäude der Anlage. Im Vordergrund steht ihre Arbeitsleistung. Für ihre Arbeit erhalten sie nicht einmal ein Taschengeld. Die Erträge fließen in den Erhalt der Einrichtung. Die damals verantwortliche Erzieherin im Heim kritisiert die einseitige Ausrichtung und den Charakter der Einrichtung als Arbeitshaus. Sie setzt sich dafür ein, die körperlich schwere Arbeit um Schulunterricht und gemeinsame Freizeitangebote zu erweitern. Für die Umsetzung ihrer Ansätze fehlt es im Heimalltag jedoch an allem – vor allem an Personal: Eine einzige Erzieherin muss sich werktags und an den Wochenenden rund um die Uhr um alle Abläufe im Heim kümmern. Angesichts eklatanter Mängel im Heim reicht die Erzieherin noch im selben Jahr die Kündigung ein. Keine zwei Jahre später erhält das Mädchenheim den Status eines Jugendwerkhofs. [Quelle] Stadtarchiv Chemnitz: A 0315 RdSt. bis 1990 Sign. 7940.

Der Jugendwerkhof „Rosa Luxemburg“ in Klaffenbach (1949 bis 1990)

Das war ein Wasserschloss mit erheblichen baulichen Mängeln, die Fenster waren vergittert, die Türen wurden verschlossen, es gab Arrestzellen. Es herrschte harter Drill, viel Gewalt, gab harte Strafen, alles wurde im Kollektiv gemacht. Ich machte hier den Teilfacharbeiter in einem Metallberuf bei einer Firma außerhalb. Ich bekam dafür eine kleine Summe auf dem Sparbuch bei der Entlassung.“

[Quelle] O-Ton Betroffene, Jugendwerkhof Klaffenbach von 1981-1983. Zitiert nach: Sack, Martin; Ebbinghaus, Ruth: Was hilft ehemaligen Heimkindern der DDR bei der Bewältigung ihrer komplexen Traumatisierung? In: Aufarbeitung der Heimerziehung in der DDR. Expertisen. Hrsg.: Beauftragter der Bundesregierung für die Neuen Bundesländer, Berlin März 2012, S. 334.

Mit der Gründung der DDR im Jahr 1949 erhält das vormalige Mädchenheim im Wasserschloss Klaffenbach den Status eines landwirtschaftlichen Jugendwerkhofs. Zum Jugendwerkhof gehört eine etwa 100 Hektar große landwirtschaftliche Nutzfläche.

Im Jahr 1951 hat die Einrichtung 50 Plätze für Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren. Sie arbeiten in der Haus- und Landwirtschaft des Jugendwerkhofs. Die tägliche körperliche Arbeit ist schwer und beginnt früh morgens. Die Ausstattung der Einrichtung ist karg und die Verpflegung bleibt unterhalb der Norm. 1957 zählt Klaffenbach zu den Jugendwerkhöfen mit den meisten registrierten Fluchten.

Neben dem Heimleiter sind in der Einrichtung 1951 vier Erzieherinnen und ein Erzieher beschäftigt. Außerdem gibt Angestellte für die Hauswirtschaft sowie Mitarbeitende für den landwirtschaftlichen Betrieb. Die ärztliche Betreuung der Jugendlichen erfolgt außerhalb der Einrichtung.

Auf dem Gelände befindet sich eine eigene Schule. Schon bei der Einweisung weisen die Mädchen große Lernrückstände auf. Im Jugendwerkhof werden sie in erster Linie auf die Arbeit in der Landwirtschaft vorbereitet. Die Lehrkraft unterrichtet zwei Gruppen wöchentlich jeweils zwölf Stunden nach dem Lehrplan der landwirtschaftlichen Berufsschule. Wie in allen Jugendwerkhöfen der DDR können sich die Mädchen lediglich zur Teilfacharbeiterin qualifizieren. Dadurch sind die spätere Berufswahl und der weitere Werdegang erheblich eingeschränkt.

Im Jugendwerkhof sind die Jugendlichen in sieben Zimmergruppen eingeteilt. Ein straffer Tagesablauf und eine strenge Heimordnung, die größten Wert auf Ordnung, Sauberkeit und Pünktlichkeit legt, strukturieren den Alltag. Neben der täglichen Arbeit gibt es monatliche Reinigungsarbeiten, wie das Scheuern des Parkettbodens, das Reinigen der Fenster und das Scheuern des Wäschebodens. Außerdem fallen Näh- und Reparaturarbeiten an. Zusätzlich gibt es organisierte Freizeitangebote wie Chor, Laienspiel und Sport. Frei verfügbare Zeit ist nicht vorgesehen.

Das kulturelle Angebot ist am Parteiprogramm ausgerichtet. Gesellschaftliche Arbeit, Heimatverbundenheit und sportliche Leistung werden großgeschrieben. Es gibt eine Partei-Betriebsgruppe der SED, eine FDJ-Betriebsgruppe, eine DSF-Betriebsgruppe sowie eine Gewerkschaftsgruppe. Alle Gruppen nehmen an örtlichen Veranstaltungen teil. Hier werden die Mädchen aus dem Jugendwerkhof allerdings ausgegrenzt. Sie seien als „Erziehungsfälle” nicht mit „einwandfreien Jugendlichen” vergleichbar, was sich auch in der FDJ-Arbeit zeige.

Der Jugendwerkhof Klaffenbach erweitert im Laufe der Jahre beständig seine Kapazitäten. 1956 gibt es 66 Plätze, 1978 bereits 120 – nach wie vor ausschließlich für Mädchen.

Im Zuge der Technisierung der Landwirtschaft werden die Mädchen allerdings weniger in der Feldarbeit und zunehmend als Arbeitskräfte in umliegenden Betrieben gebraucht. Sie arbeiten in der Geflügelzucht, der Speisefettherstellung, Elektromontage oder Zerspanung in Neukirchen, Karl-Marx-Stadt oder Brand-Erbisdorf.

Die Beschulung findet eher behelfsmäßig im Jugendwerkhof statt. Ausgebildetes Lehrpersonal ist schwer zu finden. Stellen bleiben unbesetzt. Die Spezialheime haben keinen guten Ruf. Die abgeschiedene Lage und die langen Schichten machen die Heime als Arbeitsort unattraktiv.

In einer Eingabe aus dem Jahr 1973 wird von Klagen einiger Mädchen über die Zustände im Jugendwerkhof berichtet. Sie beschweren sich über Schläge und körperliche Misshandlungen durch das Erzieherpersonal, Gewalt untereinander sowie Arreststrafen in einer kalten Zelle. Der Ausgang der Beschwerde ist nicht bekannt. [Quelle] Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Chemnitz: StA-C, 30413 Bezirkstag/RdB Karl-Marx-Stadt: Schreiben an Bezirk Karl-Marx-Stadt, Abteilung Volksbildung, Referat Jugendhilfe, 6.4.1973.

Vor dem Mauerfall werden deutlich weniger Jugendliche in den Jugendwerkhof Klaffenbach eingewiesen Im März 1990 wird der Jugendwerkhof schließlich aufgelöst.

Zum Zeitpunkt der Schließung des Jugendwerkhofes befindet sich das Schloss in einem desolaten Bauzustand. Private Schmalfilmaufnahmen aus dem Filmarchiv Chemnitz von 1994 vermitteln einen Eindruck davon. Es wird aufwändig saniert und ist seit 1995 wieder für die Öffentlichkeit zugänglich.

[Archive] Bundesarchiv Berlin, Sächsisches Staatsarchiv – Staatsarchiv Chemnitz, Stadtarchiv Chemnitz, Filmarchiv Chemnitz

[Literatur] Sachse, Christian (2013): Ziel Umerziehung! Spezialheime der DDR-Jugendhilfe 1945-1989 in Sachsen. In: Initiativgruppe GJWH Torgau e.V. (Hrsg.): Schriftenreihe „Auf Biegen und Brechen“. Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, Sonderband, Leipzig, S. 182f.

Vom Dienstag, den 26. August, bis Donnerstag, den 11. September 2025, ist die Wanderausstellung BLACKBOX HEIMERZIEHUNG der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof (GJWH) Torgau auf dem Gelände des ehemaligen Klosters Rühn zu sehen. Am historischen Ort des Jugendwerkhofs „Neues Leben“ (später: „Willy Schröder“) setzt die Ausstellung einen wichtigen Impuls für die lokale Auseinandersetzung mit der repressiven Heimerziehung in der DDR.

 

Der Jugendwerkhof wurde am 1. März 1950 im Kloster Rühn eingerichtet und entwickelte sich in den 1960er Jahren zu einer Einrichtung mit rund 130 Plätzen sowie Außenstellen in Eickelberg, Bandow, Tarnow und Malchow. 1962 kam ein Durchgangsheim hinzu. Der Alltag im Jugendwerkhof war von Missständen und Machtmissbrauch geprägt: Schwerstarbeit, fehlende Ausbildungsnachweise trotz mehrjähriger Aufenthalte und das Unterschlagen von Taschengeld gehörten dazu. 1960 standen drei Erzieher wegen Körperverletzung und sexueller Übergriffe vor Gericht. Erst 1990 wurde der Jugendwerkhof aufgelöst. 

Heute gehört der Gebäudekomplex dem Klosterverein Rühn e.V.

 

Ausstellungsinformationen:

 

Zeitraum: 26. August bis 11. September 2025

Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 18 Uhr

Ausstellungsort: Klosterverein Rühn e.V., Klosterhof 1, 18246 Rühn

 

Der Eintritt ist frei. Die Präsentation erfolgt in Kooperation mit dem Klosterverein Rühn e.V.

Digitales Begleitmaterial:

Digitales Zeitzeugenporträt über Marno, der als junger Mensch im Jugendwerkhof Rühn untergebracht war. Die Videos geben Einblicke in persönliche Erfahrungen und das Leben im Heim.

Marno #1 – Der Grübler


Marno ist eigentlich ein hochbegabtes Kind – doch seine Lehrer erkennen in seiner Unruhe nicht Neugierde, sondern stempeln ihn stattdessen früh als „Zappelphilipp“ ab. Zu Hause haben die beiden berufstätigen Eltern nur wenig Zeit für ihn, fordern
ihm aber gleichzeitig viel ab. Mit Verhaltensauffälligkeiten versucht er, ihre Aufmerksamkeit zu gewinnen – ohne Erfolg. Dafür wird jetzt das Referat Jugendhilfe auf ihn aufmerksam…

Marno #2 – Das Abenteuer

Das Referat Jugendhilfe ordnet eine ärztliche Untersuchung für Marno an. In deren Zuge wird ihm ein frühkindlicher Hirnschaden infolge von Sauerstoffmangel attestiert. Marno gilt von nun an als verhaltensgestört. Es erfolgt seine Einweisung in das Spezialkinderheim „Waldfrieden“ bei Loitsche. Der siebenjährige Marno hofft auf ein großes Abenteuer. Doch das Heim etabliert vom ersten Tag an einen rigorosen Drill. Er fängt an, auszubrechen. Wäre da nicht dieser unheimliche Wald…

Marno #3 – Tropfen und Pillen

Als Reaktion auf seine Fluchtversuche beschließt das Personal aus dem Spezialkinderheim „Waldfrieden“ Marnos Therapierung mit starken Medikamenten. Sie lassen Marno träge werden, beeinträchtigen sein Konzentrationsvermögen. Seinen Eltern darf er davon nichts erzählen. Was im Heimalltag passiert, darf nicht nach außen getragen werden.

Marno #4 – Die Therapie

Im Alter von elf Jahren kommt Marno ins Sonderheim Werftpfuhl, ein Heim für Psychodiagnostik und pädagogisch-psychologische Therapie. Doch der Titel hält nicht, was er verspricht. Dem Personal fehlt es an dem nötigen Fachwissen, die Kinder bekommen keine therapeutische Förderung. Auch ist der Heimalltag in Werftpfuhl um einiges rigider als in Loitsche. Marno ist einmal mehr Einzelgänger, kann sich niemanden anvertrauen, unternimmt wieder Fluchtversuche. Aber wohin soll er nur gehen?

Marno #5 – Fische im Mund

Marno kommt ins Spezialkinderheim Borgsdorf, Kreis Oranienburg. Er wird fast die nächsten drei Jahre in dem Heim verbringen. Dort trifft er zum ersten Mal auf einen Psychologen, dem er scheinbar vertrauen kann und der ihm helfen will. Der Versuch geht jedoch nach hinten los.

Auch seine Eltern zeigen sich enttäuscht von ihm, äußern kaum mehr das Bedürfnis, ihn zu sehen. Doch auch Marno verliert aufgrund der schwierigen Situation zunehmend sein Vertrauen in sie.

Marno #6 – Die Puppe

Mit 14 Jahren wird Marno in den Jugendwerkhof „Neues Leben“ in Rühn eingewiesen. Hier erreichen physische und psychische Gewalt eine neue Stufe. Ohne Rücksicht muss Marno knochenharte Feldarbeit verrichten.

Neben einem sadistischen Erzieher sind es insbesondere die Bestrafungen der Jugendlichen durch das Heimkollektiv, die Marno verstören.

Wo ist er hier nur gelandet?

 

Marno #7 – In Torgau

Marno wird Entweichung, Kircheneinbruch und Diebstahl vorgeworfen. Zur Strafe erfolgt seine Einweisung in den Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau.

Schon beim bloßen Anblick ist Marno von dem großen Gefängnistor, den Gittern vor den Fenstern und den hohen Mauern eingeschüchtert. In seiner Arrestzelle vernimmt er für den Ort ungewöhnliche Geräusche…

Marno #8 – Handabdrücke

Der Aufenthalt in Torgau setzt Marno zunehmend zu. Nie hätte er sich gedacht, dass ein Heim das bisher Erlebte übertreffen könnte. Aber Torgau ist genau dieser Ort.

Als Asthmatiker hat er Probleme, bei dem vielen Sport mitzuhalten, der in Torgau praktiziert wird. Sich mit jemanden zu solidarisieren, Freundschaft zu schließen, ist nicht. Hier ist ein jeder auf sich allein gestellt.

Marno #9 – Nicht mehr können

Nach einem Aufenthalt in einer psychiatrischen Klinik kommt Marno wieder in den Jugendwerkhof zurück. Weil er auch von dort mehrmals entweicht, wird seine erneute Einweisung nach Torgau beschlossen.

Kurz vor seinem Transport trifft Marno einen tiefgreifenden Entschluss…

Marno #10 – Urteil

Nach seinem Suizidversuch wird Marno mit 17 Jahren aus der Heimerziehung entlassen.

Nach all den Jahren zieht er wieder bei seinen Eltern ein, aber es funktioniert nicht. Die Distanz zwischen ihm und seiner Familie ist zu groß geworden. Dann lernt er die falschen „Freunde“ kennen, fängt an, regelmäßig das Gesetz zu brechen. Als er scheinbar nicht mehr tiefer fallen kann, erreicht ihn eine unverhoffte Entscheidung.

Marno #11 – Vater und Sohn

Heute lebt Marno gesetzestreu, interessiert sich noch immer für Aquaristik, hat einen kleinen Laden, in dem ihm auch sein Sohn zur Hand geht.

 

Der alleinerziehende Vater versucht in Sachen Erziehung sein Bestes, doch oft holt ihn seine Heimvergangenheit ein.

 

Durchgangsheim Rostock

„Die Zelle in Bramow, das war ′n Doppelstockbett aus Eisen. Unten war ′ne Holzpritsche drinne. Und an der Wand waren angeschraubt ein Tisch und zwei Hocker. Und dann eben ′ne richtige Stahltür. Und die Steine nach draußen hin, das waren richtige Glasbausteine, also, dass du nicht mehr rausgucken konntest.
Wenn da mal ein paar Ausreißer waren, kamen die zwischendurch mit rein. Dann haben wir da manchmal zu sechst dringesessen, in der Zweimannzelle. Dann mussten wir uns mit dem Schlafen abwechseln.“

O-Ton eines Betroffenen über den Einweisungsarrest im Durchgangsheim Rostock, Interview 2010.​

Das Durchgangsheim wird um 1951 in der Carl-Hopp-Straße 4 in Rostock-Bramow neben einem Hilfsschulheim eröffnet. Obwohl es nur acht Plätze hat, ist es in den 1960er Jahren zeitweise mit 35 Mädchen und Jungen belegt.  Jährlich durchlaufen bis zu 190 Minderjährige das Heim.

 

Die Schlafräume im Heim bleiben nachts verschlossen. Einen Notruf gibt es nicht. Auch tagsüber ist stundenweise kein Personal vor Ort, sodass die Kinder und Jugendlichen in dieser Zeit ohne Aufsicht eingeschlossen sind. Prügelstrafen und andere ehrverletzende Strafen sind für die 1960er Jahre belegt.

 

Ende der 1980er Jahre wird das Durchgangsheim wahrscheinlich nach Rostock-Schmarl verlegt. Das Gebäude in der Carl-Hopp-Straße existiert heute nicht mehr.

Jugendwerkhof Rühn 

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Gera

Nach dem Kinder- und Jugendhilfetag in Leipzig ist die Wanderausstellung BLACKBOX HEIMERZIEHUNG ab dem 19. Mai wieder in Gera zu sehen. Bis zum 24. Juni 2025 steht der Ausstellungscontainer vor dem Theater Altenburg Gera.

🕙 Öffnungszeiten:

Montag bis Freitag: 10–18 Uhr
Samstag: 10–17 Uhr
Eintritt frei


 

Film & Podium am 4. Juni: „Verlorene Zeit“

 

Wir laden herzlich ein zur begleitenden Veranstaltung:

📅 Dienstag, 4. Juni 2025, 18 Uhr

📍 Chorsaal des Theaters Altenburg Gera

Zum Auftakt: ein 15-minütiger Film über die repressiven Bedingungen der DDR-Heimerziehung und die persönlichen Erfahrungen einer Frau, die als Jugendliche im Durchgangsheim Schmiedefeld Isolation und Gewalt erlebte.
Anschließend: Gespräch mit Expert:innen, die seit Jahren mit Betroffenen arbeiten. Thema ist die Aufarbeitung von DDR-Heimerziehung in Thüringen.

 

Die Veranstaltung richtet sich ausdrücklich auch an Betroffene, die wir besonders herzlich willkommen heißen.

Das Jugendwohn- und Durchgangsheim „Ernst Thälmann“ in Gera

„Als ich 1978 ins kleine Durchgangsheim in Gera kam, war auch dies geschlossen, ein sehr kleines Gebäude. Alle Kinder waren dort in zwei Räumen untergebracht und standen unter ständiger Beobachtung durch Sehschlitze in der Tür. Es gab kein Tageslicht, nur Glasbausteine und da waren auch zwei Arrestzellen.“

1949 wird das Durchgangsheim Gera in einem alten Patrizierhaus in der Greizer Straße 23 eröffnet. Zuvor war das Haus ein Waisenhaus.

In den 1950er Jahren werden aufgegriffene Kinder und Jugendliche aus den Kreisen Jena, Stadtroda, Rudolstadt und Eisenberg in das Durchgangsheim gebracht, wenn die Behörden eine Gefährdung vermuten. In einigen Dokumenten wird das Heim als „Auffanglager Greizerstraße“ oder „Durchgangslager Gera“ bezeichnet. 

Der Zustand der Einrichtung ist zu dieser Zeit desolat: defekte Türen und Fenster, unhygienische Waschräume, Überbelegung; all diese Mängel sollen behoben werden. Trotz der hohen Auslastung ist in einem Teil des Gebäudes ein Lehrlingswohnheim geplant.

 

1953 investiert der Bezirk im Rahmen einer „Schandfleckaktion“ 20.000 DM in die Sanierung. Im Heim wird ein neuer „Kulturraum“ geschaffen. Zusätzliche Möbel, Gardinen und Tischdecken werden angeschafft, um die Räume wohnlicher zu gestalten. Einige Arbeiten übernehmen die Jugendwerkhöfe (JWH) im Bezirk: Jugendliche aus dem JWH Bad Köstritz führen Maurerarbeiten aus, Bad Klosterlausnitz übernimmt Zimmererarbeiten, Hummelshain liefert neue Möbel.

Die Wohnsituation bleibt trotz aller Bemühungen problematisch. Deshalb wird das Heim 1961 auf Drängen der Leitung verlegt. Das Jugendwohn- und Durchgangsheim „Ernst-Thälmann“ zieht in das Gebäude einer ehemaligen Fabrikantenvilla in der Wilhelm-Pieck-Straße 138 um (heute Berliner Straße).

Die Villa wird zweigeteilt genutzt: Im Haupthaus werden „Waisen und pädagogisch vernachlässigte“ Jugendliche betreut; im Seitenflügel und der Remise befindet sich vermutlich das Durchgangsheim – die Fenster sind vergittert, die Räumlichkeiten beengt. Die Abläufe in beiden Einrichtungen werden voneinander getrennt.

 

Es gibt keine durchgängigen Belegungszahlen für die Einrichtung, aber das Durchgangsheim hatte Mitte der 1960er Jahre etwa 30 Plätze. Im Jugendwohnheim lebten ständig über 70 Jugendliche. Für die 1970er Jahre werden insgesamt 112 Plätze angegeben, 80 davon für das Jugendwohnheim und 32 für das Durchgangsheim. Jährlich durchlaufen 700 bis 800 Jugendliche die Einrichtung.

Auch nach dem Mauerfall wird die Villa als Heimeinrichtung genutzt. Nach umfangreichen Sanierungsarbeiten im Jahr 1998 leben nur noch 28 Jugendliche in der Einrichtung.

 

Träger des heutigen Jugendwohnheims in der Villa Berliner Straße 138 ist der Internationale Bund (IB).

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Weimar

Vom 15. Oktober bis 11. November 2024 ist die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG auf dem Stéphane-Hessel-Platz in Weimar zu sehen

Öffnungszeiten:

Freitag bis Dienstag und Feiertag von 13 bis 18 Uhr
 

Ausstellungsort:

Stéphane-Hessel-Platz, 99423 Weimar

Geschichte

Im Raum Thüringen gibt es vor 1961 insgesamt sechs Jugendwerkhöfe, nach dem Mauerbau steigt ihre Zahl auf neun an. 1989 gibt es in der DDR 32 Jugendwerkhöfe, davon sieben im Raum Thüringen. Hinzu kommen über 100 Normalheime und Spezialkinderheime sowie mindestens drei Durchgangsheime in den Bezirken Erfurt, Gera und Suhl. Auch in Kraftsdorf und in Eisenach werden Durchgangsheime vermutet. Die Aufarbeitung steht vielerorts noch am Anfang.

 

DURCHGANGSHEIM
Erfurt

 

1963 wird in Erfurt in der Winzergasse 21 ein Durchgangsheim eingerichtet. In den Durchgangsheimen der DDR werden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht.

 

Unhaltbare Zustände im Durchgangsheim Erfurt

 

1973/1974 findet im Bezirk Erfurt eine großangelegte Kontrolle aller 32 Kinder- und Jugendheime durch die Arbeiter- und Bauerninspektion statt, da es sich „um einen Abschnitt unserer gesellschaftlichen Entwicklung handelt, der zurückgeblieben ist und in politischer, ideologischer, sozialer, pädagogischer, kultureller und materieller Hinsicht einen Nachholebedarf aufweist.“

 

Dabei werden auch teils gravierende Mängel im Durchgangsheim Erfurt erfasst, wie Zitate aus dem Kontrollbericht belegen:

 

„Bei dem Heim handelt es sich um eine geschlossene Einrichtung mit vergitterten Fenstern und ständig verschlossenen Haus- und Zimmertüren.“

 

„Die Isolierzimmer haben als Lichtquelle mit Glasziegeln vermauerte Fenster, so daß eine direkte Belüftung nicht möglich ist.“

 

„Bei Ausbruch eines Brandes gibt es keine Möglichkeit, die Kinder schnellstens und gefahrlos aus der Einrichtung zu bringen.“

 

Weitere Passagen des Berichts charakterisieren unhaltbare Zustände, zum Beispiel die Aufenthaltsdauer von mehreren Monaten und der dadurch bedingte völlig unzureichende Schulunterricht. Mangelhafte gesundheitliche Versorgung, schlechte Ernährung aufgrund unqualifizierter Küchenkräfte und der achtlose Umgang mit dem Eigentum der Eingewiesenen sind weitere Kritikpunkte:

 

„in mind. 75 Fällen [ist] die Abgabe und in weiteren 20 Fällen die Rückgabe persönlicher Gegenstände und Mittel der Heimkinder nicht quittiert worden. Dabei handelt es sich u.a. um 2 Sparbücher, Bargeld, 3 Radios, 8 Uhren, Schmuck u.a.“

 

„Am 29.01.1973 kam es zu einem Massenausbruch von 15 Jugendlichen. Auf Grund dieses Vorkommnisses wurden durch die Volkspolizei entsprechende Sicherungsmaßnahmen vorgeschlagen und angeregt.“

 

Die Erziehungsmethoden und die geschlossene Unterbringung im Durchgangsheim Erfurt wird von Arbeiter- und Bauerinspektion hingegen nicht in Frage gestellt.

 

Quellen

Auszüge aus dem Kontrollbericht der Arbeiter-und-Bauerninspektion (ABI) über das Durchgangsheim Erfurt 1973/74.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Berlin

Vom 10. September bis 15. Oktober 2024 war die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG auf dem Gelände des Informations- und Begegnungszentrums Königsheide in Berlin zu sehen.

Öffnungszeiten:

Dienstag: 11 bis 15 Uhr
Mittwoch: 10 bis 17 Uhr 
Donnerstag: 10 bis 19 Uhr 

sowie am  Samstag den 21.09. und 5.10. von 10 bis 18 Uhr.

Ausstellungsort:

IBZ – Informations- und Begegnungszentrum Königsheide, Südostallee 146 | Parkplatz, 12487 Berlin

Geschichte

Kinderheim „A.S. Makarenko“ Berlin-Johannisthal

Das größte Kinderheim der DDR wird 1953 in der Königsheide eröffnet und ist von Beginn an ein Prestigeobjekt des sozialistischen Staates. Das Heim bietet Platz für bis zu 600 Kinder und Jugendliche. Eine eigene Säuglings- und Kleinkinderstation ermöglicht die Aufnahme aller Altersgruppen. Das Areal wird bis zum Ende der 1960er Jahre sukzessive erweitert: Neben einer zweiten Schule kommen u.a. eine Freilichtbühne, ein Schwimmbecken und ein heimeigener Zoo hinzu.

 

In Größe und Ausstattung ist die seit 1968 nach dem Sowjetpädagogen A. S. Makarenko benannte Vorzeigeeinrichtung alles andere als repräsentativ für die landesweite Realität in Heimen der DDR. Trotzdem ist auch der pädagogische Alltag in der Königsheide geprägt vom üblichen Leitgedanken sozialistischer Kollektiverziehung.

 

Bis zu seiner Schließung im Jahr 1998 werden mehr als 16.600 Minderjährige in dieser Einrichtung untergebracht. Seit 2008 engagiert sich der Verein „Königsheider Eichhörnchen“ für die Aufarbeitung der Geschichte des größten DDR-Kinderheimes. Das Informations- und Begegnungszentrum (IBZ) Königsheide bietet seit 2018 eine Möglichkeit zur Erinnerung und Auseinandersetzung am historischen Ort.

„A.S. Makarenko“ Children’s Home Berlin-Johannisthal

The largest children’s home in the GDR was opened in Königsheide in 1953 and was a prestige project of the socialist state from the outset. The home had a capacity of 600 children and juveniles. Its own ward for infants and small children enabled it to accept all age groups. The grounds were gradually extended until the late 1960s: in addition to a second school, they included an open-air stage, a swimming pool, and the home’s own zoo.

 

Named after the Soviet pedagogue A. S. Makarenko in 1968, the facility’s size and equipment were by no means typical of the reality in homes throughout the GDR. Nevertheless, daily educational life in Königsheide was defined by the typical guiding principles of socialist collective education.

 

By the time it closed in 1998, the facility had accommodated over 16,600 minors. Since 2008, the association “Königsheider Eichhörnchen” has been researching the history of the GDR’s largest children’s home. Since 2013, the information and meeting centre (IBZ) Königsheide has provided a place to remember and engage with the historical location.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Marienborn

  • Zeitraum: 18.06.–08.09.2024
  • Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr
  • Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, Autobahn 2, 39365 Harbke

    Der Eintritt ist frei.
    In Kooperation mit der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn.

Geschichte: Jugendwerkhof Burg

Der Jugendwerkhof „August-Bebel“ in Burg in Sachsen-Anhalt wurde 1949 in einer ehemaligen Landeserziehungsanstalt auf dem Gut Lüben eingerichtet. Mit 360 Insassen, etwa ein Drittel Jungen und zwei Drittel Mädchen, entwickelte er sich zum größten Jugendwerkhof der DDR – die Einrichtung war ein Massenbetrieb. Erst Mitte der 1980er Jahre wurde sie verkleinert. 

Auffällig an dem Jugendwerkhof ist die große Zahl der Jugendlichen, die einen Fluchtversuch unternahmen. So versuchten 211 Jugendliche im Jahre 1962 zu entkommen. Ende der 1970er Jahre dauerte der Aufenthalt in dem Heim für die meisten Jugendlichen bis zu einem Jahr. Es gab aber auch etliche Jugendliche, die drei und mehr Jahre in dem Jugendwerkhof verbringen mussten – manche bis zu sieben Jahren und länger.

Viele Jugendliche arbeiteten als billige, dringend benötigte Arbeitskräfte in den Betrieben der Umgebung, beispielsweise in dem VEB Knäcke-Werke Burg. Wie überall in den Jugendwerkhöfen erhielten die Jugendlichen nur Teilausbildungen, die Jungen beispielsweise in der Schuhfabrik „Roter Stern“ in Burg, die Mädchen zum Beispiel im Werk Burg des VEB Volltuchwerke Crimmitschau. Mit diesen Teilausbildungen waren die Jugendlichen kaum für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Ein interner Bericht kritisierte 1981 zudem die schlechte Qualität der Berufsausbildung in zwei Betrieben, weil die Jugendlichen vor allem zu Hilfsarbeiten eingesetzt würden. 

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Erfurt

Vom 30. April bis 13. Juni 2024 war die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße zu sehen.

 

 

 

Öffnungszeiten:

 

Dienstag: 12 bis 20 Uhr

 

Mittwoch: 10 bis 18 Uhr

 

Donnerstag: 12 bis 20 Uhr

 

Freitag: 12 bis 20 Uhr

 

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr

 

Ausstellungsort: Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt

Geschichte

DURCHGANGSHEIM
Erfurt

 

1963 wird in Erfurt in der Winzergasse 21 ein Durchgangsheim eingerichtet. In den Durchgangsheimen der DDR werden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht.

 

Unhaltbare Zustände im Durchgangsheim Erfurt

 

1973/1974 findet im Bezirk Erfurt eine großangelegte Kontrolle aller 32 Kinder- und Jugendheime durch die Arbeiter- und Bauerninspektion statt, da es sich „um einen Abschnitt unserer gesellschaftlichen Entwicklung handelt, der zurückgeblieben ist und in politischer, ideologischer, sozialer, pädagogischer, kultureller und materieller Hinsicht einen Nachholebedarf aufweist.“

 

Dabei werden auch teils gravierende Mängel im Durchgangsheim Erfurt erfasst, wie Zitate aus dem Kontrollbericht belegen:

 

„Bei dem Heim handelt es sich um eine geschlossene Einrichtung mit vergitterten Fenstern und ständig verschlossenen Haus- und Zimmertüren.“

 

„Die Isolierzimmer haben als Lichtquelle mit Glasziegeln vermauerte Fenster, so daß eine direkte Belüftung nicht möglich ist.“

 

„Bei Ausbruch eines Brandes gibt es keine Möglichkeit, die Kinder schnellstens und gefahrlos aus der Einrichtung zu bringen.“

 

Weitere Passagen des Berichts charakterisieren unhaltbare Zustände, zum Beispiel die Aufenthaltsdauer von mehreren Monaten und der dadurch bedingte völlig unzureichende Schulunterricht. Mangelhafte gesundheitliche Versorgung, schlechte Ernährung aufgrund unqualifizierter Küchenkräfte und der achtlose Umgang mit dem Eigentum der Eingewiesenen sind weitere Kritikpunkte:

 

„in mind. 75 Fällen [ist] die Abgabe und in weiteren 20 Fällen die Rückgabe persönlicher Gegenstände und Mittel der Heimkinder nicht quittiert worden. Dabei handelt es sich u.a. um 2 Sparbücher, Bargeld, 3 Radios, 8 Uhren, Schmuck u.a.“

 

„Am 29.01.1973 kam es zu einem Massenausbruch von 15 Jugendlichen. Auf Grund dieses Vorkommnisses wurden durch die Volkspolizei entsprechende Sicherungsmaßnahmen vorgeschlagen und angeregt.“

 

Die Erziehungsmethoden und die geschlossene Unterbringung im Durchgangsheim Erfurt wird von Arbeiter- und Bauerinspektion hingegen nicht in Frage gestellt.

 

Quellen

Auszüge aus dem Kontrollbericht der Arbeiter-und-Bauerninspektion (ABI) über das Durchgangsheim Erfurt 1973/74.

HEIM-STADT Erfurt

Telefonbücher aus den 1950er und 1960er Jahren weisen eine Fülle an Kinderheimen in Erfurt aus. Der Zeit entsprechend waren es vor allem Waisenheime, die sich zum großen Teil in Trägerschaft der beiden christlichen Kirchen befanden. 1947 und 1948 werden ein katholisches Waisenhaus in der Regierungsstraße 44 und ein Evangelisches Waisenhaus in der Comthurgasse 8 genannt. Hinzukommen Mädchenheime, ein Mütter- und Kinderheim und ein Säuglingsheim. Ein weiteres Kinderheim findet sich unter der Adresse Cyriaksburg.

Das Telefonbuch von 1954 weist noch elf konfessionelle Heime aus. Hinzu kommen fünf städtische Heime. Darunter befindet sich auch ein Kinderheim in der Winzerstraße 21. Unter dieser Adresse wurde später das Durchgangsheim des Rates des Bezirkes Erfurt eingerichtet. Die gleichen städtischen Heime finden sich auch 1961, hinzu gekommen sind ein Kinderwochenheim und drei Wochenkrippen.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Dresden 

Ausstellungsdaten:

23. bis 24. November 2023

 

 

Öffnungszeiten: 11.30 bis 16 Uhr

 

Standort: Vorplatz Sächsischer Landtag

                      Bernhard-von-Lindenau-Platz 1

                      01067 Dresden

 

28. November bis zum 8. Dezember 2023

 

Öffnungszeiten: 11.30 bis 16 Uhr

 

Standort: Gelände des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

                     Albertstraße 10

                     01097 Dresden 

                     Zugang zur Ausstellung über Erich-Ponto-Straße

 

Der Eintritt ist frei.

 

EröffnungsveranstaltungDienstag, 28. November, 14:30 Uhr 

Ort: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

 

Programm 

• Grußwort der Staatsministerin Petra Köpping, Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt • Grußwort der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau / Vorstellung des Projektes BLACKBOX HEIMERZIEHUNG 

• Moderiertes Zeitzeugengespräch 

• Anschließend Rundgang und Zeit für einen persönlichen Austausch

 

 

 

Durchgangsheim Dresden 



Am Steinberg 5 in Dresden-Wachwitz wird 1951 ein Durchgangsheim eröffnet. Im Laufe der Jahre zieht es 

mehrfach um, 1963 in die Döbelner Straße 54 und 1977 

in die Togliattistraße 30 (heute Glacisstraße) mitten in 

die Dresdener Innenstadt. Das Durchgangsheim bietet 

etwa 30 Plätze für minderjährige Mädchen und Jungen.

 

Aufgrund strenger Vorschriften sind Durchgangsheime gefängnisähnliche Einrichtungen und eine Unterbringung bedeutet immer einen Freiheitsentzug. Im Durchgangsheim Dresden sind die Räume nachts verschlossen und die Fenster vergittert. Es gibt Arrestzellen und eine Signalanlage, die mit 

der nächsten Polizeistation verbunden ist. Gewaltanwendungen, Suizid- und Fluchtversuche sind dokumentiert.

 

 

Im Jahr 1987 wird das Durchgangsheim Dresden im Zuge einer Neuorganisation aller DDR-Durchgangsheime geschlossen.

 

 

Durchgangsheime in der DDR 

In Durchgangsheimen sind Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren vorübergehend untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht. Eine vorläufige Unterbringung von bis zu 18 Tagen ist vorgesehen. In der Praxis dauert der Aufenthalt jedoch oft mehrere Monate.

Bilder Durchgangsheim Dresden 

Durchgangsheim in der Togliatti (Glacisstraße) 30 in Dresden-Neustadt, 1988

English Version 

 

Dresden transit home

Transit homes were part of the GDR’s system of special homes and were usually prison-like facilities to accommodate children and juveniles temporarily.

In 1951, a transit home was established at Am Steinberg 5 in Dresden-Wachwitz. Over the years, it changed addresses several times, moving to  Döbelner Strasse 54 in 1963 and to Togliattistrasse 30 (today’s Glacisstrasse), in Dresden’s city centre, in 1977. The transit home provided space for 30 juvenile girls and boys.

 

Due to the strict security regulations, transit homes were similar to prisons and always meant depriving the children of their freedom. At the Dresden transit home, rooms were locked at night and the windows were barred. There was an arrest cell and a signal system connected to the nearest police station. Documents show evidence of violence, as well as attempted suicides and escapes.

 

In 1987, the Dresden transit home was closed during the reorganisation of all GDR transit homes.

 

Transit homes

 

Children and juveniles aged 3 to 18 were accommodated in the GDR’s transit homes until a decision was made about their futures. They included minors who had run away from home because it was too dangerous for them to remain with their parents. Others were due to be housed in more permanent homes, but were still waiting to be allocated a place. Due to the strict security regulations, transit homes were similar to prisons and always meant depriving the children of their freedom. After their official closure in 1987, some facilities continued to operate as transit facilities.

 

 

 

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Schwerin

Vom 17. Juli bis 14. August war die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Schwerin zu sehen. Die Präsentation erfolgte in Kooperation mit der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Eröffnungsveranstaltung: 18.07. | 11 Uhr

 

Programm:

  • Grußwort Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Einführung und Präsentation der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG, Dr. Christian Gaubert (Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau)

Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Austausch und zur Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG.

 

20.07. | 18 Uhr „Umerziehung in DDR-Spezialheimen“

 

Programm

 

  • Grußwort: Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Projektvorstellung „BLACKBOX HEIMERZIEHUNG“: Dr. Christian Gaubert, Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
  • Impulsvortrag: Umerziehung in DDR-Spezialheimen – Historischer Kontext: Burkhard Bley, stellv. Landesbeauftragter für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur

Anschließend Gespräch und Erfahrungsaustausch | Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG

 

 

 

Geschichte

DURCHGANGSHEIM
am Schweriner See

 

In der Villa am heutigen Franzosenweg Nr. 6 wird in den
1950er Jahren zunächst ein Kinderheim eingerichtet,
das später in ein Jugendwohnheim umgewandelt wird.
Ab den 1960er Jahren beherbergt die Villa zusätzlich
eine sogenannte „Durchgangsstation“. Diese gilt formal
als eigenständige Einrichtung und verfügt über separate
Räumlichkeiten, zu denen u. a. das vergitterte und
zu Isolationszwecken genutzte Turmzimmer zählt.
Das Durchgangsheim hat eine Kapazität von 10 Plätzen,
die vor allem der vorübergehenden, fluchtsicheren
Unterbringung von Kindern und Jugendlichen dienen
sollen, die aus anderen Heimen ausgerissen sind.
Oftmals werden auch Kinder hier untergebracht,
für die noch kein Heimplatz verfügbar ist.
Meist sind es Jugendliche im Alter von 14-17
Jahren, die eingewiesen werden. Aber auch
wesentlich jüngere Kinder müssen die haftähnlichen
Bedingungen des Durchgangsheims aushalten: So
sind beispielsweise 1963 insgesamt 91 Minderjährige
in der Villa am Schweriner See untergebracht,
darunter sechs Kinder im Alter unter sechs Jahren.
Die Personalsituation ist dauerhaft angespannt.
Mitte der 1960er Jahre verfügt das Durchgangsheim
über keinen festen Personalbestand. Kinder und
Jugendliche werden von den Mitarbeitenden
des Jugendwohnheims „mitbeaufsichtigt“. Zur
Betreuung jüngerer Kinder werden systematisch
Mädchen aus dem Jugendwohnheim eingesetzt.
1987 wird das Durchgangsheim in Schwerin
geschlossen. Die Immobilie dient bis Ende 1990
als Kindergarten. Heute befindet sich die Villa in
Privatbesitz und wird als Ferienwohnung vermietet

 

JUGENDWERKHOF
„WILLI SCHRÖDER“ in Rühn

 

1950 wird auf dem Gelände des Klosters Rühn der
Jugendwerkhof „Neues Leben“ eingerichtet. Drei
Jahre später erhält der Jugendwerkhof den Namen
„Willi Schröder“. Durch seine ländliche Lage werden
hier vor allem Jugendliche zur „Umerziehung“
eingewiesen, die als „schwer erziehbar und
besonders fluchtgefährdet“ eingestuft werden.
Hinter diesen Gittertüren befanden sich im Jugendwerkhof zwei Isolierzellen.
1953 verfügt der Jugendwerkhof über eine Kapazität
von 110 Plätzen für Jungen und Mädchen im
Alter von 14 bis 18 Jahren. In den 1960er Jahren
kommen Außenstellen in Eickelberg, Bandow,
Tarnow und Malchow hinzu. Die Aufnahmekapazität
erhöht sich ab 1969 auf 180 Plätze.
Während ihres Aufenthaltes müssen die
Jungen eine Teilfacharbeiterausbildung u. a. als
Maurerhelfer
oder Helfer in den umliegenden
landwirtschaftlichen Betrieben und die Mädchen
als Industrienäherinnen in den Möbelwerken
Bützow absolvieren.
1991 wird der Jugendwerkhof vollständig aufgelöst.
Das Klosterareal geht in Privatbesitz über und wird
seit 2008 durch den „Klosterverein Rühn e.V.“
restauriert und als Veranstaltungsort betrieben.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Leipzig

Ausstellungsdaten:

Dauer: 16. Oktober bis 14. November 2023

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 11 bis 16 Uhr

Standort: Nikolaikirchhof, 04109 Leipzig

Der Eintritt ist frei.

 

Eröffnungsveranstaltung: 19. Oktober 2023, 16:00 Uhr

Ort: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig | Haus: Altes Rathaus, Grüner Salon im 2. OG,  Markt 1, 04109 Leipzig

Programm:

    • Grußwort Vertreter/in Stadt Leipzig (angefragt)
    • Einführung und Präsentation der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG, Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
    • Moderiertes Zeitzeugengespräch
    • Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG und persönlicher Austausch

Weitere Veranstaltungen sind in Planung. Alle Informationen finden Sie unter www.blackbox-heimerziehung.de.

Durchgangsheim Leipzig 

In der Neudorfgasse 1 wird 1951 in Leipzig ein Durchgangsheim mit 34 Plätzen für Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren eingerichtet. Aufgrund von Überbelegung zieht das Heim mehrfach um. Es befindet sich zeitweise in der Braustraße, wo 1953 2.178 Minderjährige die Einrichtung durchlaufen und mitunter täglich bis zu 60 Neuzugänge gezählt werden, sowie in der Windorfer Straße, bevor es 1959 wieder in die Neudorfgasse zurückkehrt. 
 
Obwohl die geplante Aufenthaltsdauer wenige Tage nicht überschreiten soll, werden einige Minderjährige mehrere Monate dort untergebracht. Teilweise müssen sie auf Baustellen arbeiten, Schulunterricht findet hingegen kaum statt. Für leichte Vergehen werden sie mit mehreren Tagen Arrest bestraft. Die Ausstattung des Heims ist mangelhaft. Nachts verschließt das Personal die Schlafräume, die Notdurft muss auf einem Eimer verrichtet werden. 
 

Das Durchgangsheim wird im August 1982 in ein neu errichtetes Gebäude in der Torgauer Straße 351 nach Leipzig-Heiterblick verlegt und bleibt dort bis zu seiner Auflösung Ende 1986.

Durchgangsheime in der DDR

In den Durchgangsheimen der DDR werden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht. Aufgrund strenger Sicherheits-bestimmungen sind Durchgangsheime gefängnisähnliche Einrichtungen und eine Unterbringung immer mit Freiheitsentzug
verbunden. Nach ihrer offiziellen Auflösung im Jahr 1987 bestehen einige der Einrichtungen als Durchgangsstationen fort.
 
 

Bilder Durchgangsheime in Leipzig 

Quellen

Anordnung über die Isolierung von Minderjährigen

Registrierung des Durchgangsheimes Leipzig nach 1951

English Version

Leipzig transit home

Transit homes were part of the GDR’s system of special homes and were usually prison-like facilities to accommodate children and juveniles temporarily.

In 1951, a transit home with 34 places for boys and girls aged 10 to 18 was established in Neudorfgasse 1, Leipzig. The home changed locations several times due to overcrowding. For a time, it was situated in Braustrasse (where in 1953, 2,178 juveniles passed through the facility, with up to 60 new arrivals a day) and also in Windorfer Strasse, before returning to Neudorfgasse in 1959.

Sometimes, there were 60 new arrivals a day. Although the planned period of stay was not meant to last more than a few days, a number of juveniles were kept there for several months. Some had to work on building sites, while school education was virtually non-existent. Minor offences were punished with several days’ detention. The home was poorly equipped. At night, the staff locked the dormitories, forcing the juveniles to use a bucket if they needed to go to the toilet.

 

In August 1982, the transit home was moved to a newly constructed building in Torgauer Strasse 351, Leipzig-Heiterblick and remained there until its closure in late 1986.

 

 

Transit homes

Children and juveniles aged 3 to 18 were accommodated in the GDR’s transit homes until a decision was made about their futures. They included minors who had run away from home because it was too dangerous for them to remain with their parents. Others were due to be housed in more permanent homes, but were still waiting to be allocated a place. Due to the strict security regulations, transit homes were similar to prisons and always meant depriving the children of their freedom. After their official closure in 1987, some facilities continued to operate as transit facilities.

Zeitzeugen gesucht