Zeitzeugen gesucht

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Zeitzeugen gesucht

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Berlin

Vom 10. September bis 15. Oktober 2024 war die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG auf dem Gelände des Informations- und Begegnungszentrums Königsheide in Berlin zu sehen.

Öffnungszeiten:

Dienstag: 11 bis 15 Uhr
Mittwoch: 10 bis 17 Uhr 
Donnerstag: 10 bis 19 Uhr 

sowie am  Samstag den 21.09. und 5.10. von 10 bis 18 Uhr.

Ausstellungsort:

IBZ – Informations- und Begegnungszentrum Königsheide, Südostallee 146 | Parkplatz, 12487 Berlin

Geschichte

Kinderheim „A.S. Makarenko“ Berlin-Johannisthal

Das größte Kinderheim der DDR wird 1953 in der Königsheide eröffnet und ist von Beginn an ein Prestigeobjekt des sozialistischen Staates. Das Heim bietet Platz für bis zu 600 Kinder und Jugendliche. Eine eigene Säuglings- und Kleinkinderstation ermöglicht die Aufnahme aller Altersgruppen. Das Areal wird bis zum Ende der 1960er Jahre sukzessive erweitert: Neben einer zweiten Schule kommen u.a. eine Freilichtbühne, ein Schwimmbecken und ein heimeigener Zoo hinzu.

 

In Größe und Ausstattung ist die seit 1968 nach dem Sowjetpädagogen A. S. Makarenko benannte Vorzeigeeinrichtung alles andere als repräsentativ für die landesweite Realität in Heimen der DDR. Trotzdem ist auch der pädagogische Alltag in der Königsheide geprägt vom üblichen Leitgedanken sozialistischer Kollektiverziehung.

 

Bis zu seiner Schließung im Jahr 1998 werden mehr als 16.600 Minderjährige in dieser Einrichtung untergebracht. Seit 2008 engagiert sich der Verein „Königsheider Eichhörnchen“ für die Aufarbeitung der Geschichte des größten DDR-Kinderheimes. Das Informations- und Begegnungszentrum (IBZ) Königsheide bietet seit 2018 eine Möglichkeit zur Erinnerung und Auseinandersetzung am historischen Ort.

„A.S. Makarenko“ Children’s Home Berlin-Johannisthal

The largest children’s home in the GDR was opened in Königsheide in 1953 and was a prestige project of the socialist state from the outset. The home had a capacity of 600 children and juveniles. Its own ward for infants and small children enabled it to accept all age groups. The grounds were gradually extended until the late 1960s: in addition to a second school, they included an open-air stage, a swimming pool, and the home’s own zoo.

 

Named after the Soviet pedagogue A. S. Makarenko in 1968, the facility’s size and equipment were by no means typical of the reality in homes throughout the GDR. Nevertheless, daily educational life in Königsheide was defined by the typical guiding principles of socialist collective education.

 

By the time it closed in 1998, the facility had accommodated over 16,600 minors. Since 2008, the association “Königsheider Eichhörnchen” has been researching the history of the GDR’s largest children’s home. Since 2013, the information and meeting centre (IBZ) Königsheide has provided a place to remember and engage with the historical location.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Marienborn

  • Zeitraum: 18.06.–08.09.2024
  • Öffnungszeiten: täglich von 10 bis 17 Uhr
  • Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn, Autobahn 2, 39365 Harbke

    Der Eintritt ist frei.
    In Kooperation mit der Gedenkstätte Deutsche Teilung Marienborn.

Geschichte: Jugendwerkhof Burg

Der Jugendwerkhof „August-Bebel“ in Burg in Sachsen-Anhalt wurde 1949 in einer ehemaligen Landeserziehungsanstalt auf dem Gut Lüben eingerichtet. Mit 360 Insassen, etwa ein Drittel Jungen und zwei Drittel Mädchen, entwickelte er sich zum größten Jugendwerkhof der DDR – die Einrichtung war ein Massenbetrieb. Erst Mitte der 1980er Jahre wurde sie verkleinert. 

Auffällig an dem Jugendwerkhof ist die große Zahl der Jugendlichen, die einen Fluchtversuch unternahmen. So versuchten 211 Jugendliche im Jahre 1962 zu entkommen. Ende der 1970er Jahre dauerte der Aufenthalt in dem Heim für die meisten Jugendlichen bis zu einem Jahr. Es gab aber auch etliche Jugendliche, die drei und mehr Jahre in dem Jugendwerkhof verbringen mussten – manche bis zu sieben Jahren und länger.

Viele Jugendliche arbeiteten als billige, dringend benötigte Arbeitskräfte in den Betrieben der Umgebung, beispielsweise in dem VEB Knäcke-Werke Burg. Wie überall in den Jugendwerkhöfen erhielten die Jugendlichen nur Teilausbildungen, die Jungen beispielsweise in der Schuhfabrik „Roter Stern“ in Burg, die Mädchen zum Beispiel im Werk Burg des VEB Volltuchwerke Crimmitschau. Mit diesen Teilausbildungen waren die Jugendlichen kaum für den Arbeitsmarkt qualifiziert. Ein interner Bericht kritisierte 1981 zudem die schlechte Qualität der Berufsausbildung in zwei Betrieben, weil die Jugendlichen vor allem zu Hilfsarbeiten eingesetzt würden. 

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Erfurt

Vom 30. April bis 13. Juni 2024 war die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße zu sehen.

 

 

 

Öffnungszeiten:

 

Dienstag: 12 bis 20 Uhr

 

Mittwoch: 10 bis 18 Uhr

 

Donnerstag: 12 bis 20 Uhr

 

Freitag: 12 bis 20 Uhr

 

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr

 

Ausstellungsort: Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt

Geschichte

DURCHGANGSHEIM
Erfurt

 

1963 wird in Erfurt in der Winzergasse 21 ein Durchgangsheim eingerichtet. In den Durchgangsheimen der DDR werden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht.

 

Unhaltbare Zustände im Durchgangsheim Erfurt

 

1973/1974 findet im Bezirk Erfurt eine großangelegte Kontrolle aller 32 Kinder- und Jugendheime durch die Arbeiter- und Bauerninspektion statt, da es sich „um einen Abschnitt unserer gesellschaftlichen Entwicklung handelt, der zurückgeblieben ist und in politischer, ideologischer, sozialer, pädagogischer, kultureller und materieller Hinsicht einen Nachholebedarf aufweist.“

 

Dabei werden auch teils gravierende Mängel im Durchgangsheim Erfurt erfasst, wie Zitate aus dem Kontrollbericht belegen:

 

„Bei dem Heim handelt es sich um eine geschlossene Einrichtung mit vergitterten Fenstern und ständig verschlossenen Haus- und Zimmertüren.“

 

„Die Isolierzimmer haben als Lichtquelle mit Glasziegeln vermauerte Fenster, so daß eine direkte Belüftung nicht möglich ist.“

 

„Bei Ausbruch eines Brandes gibt es keine Möglichkeit, die Kinder schnellstens und gefahrlos aus der Einrichtung zu bringen.“

 

Weitere Passagen des Berichts charakterisieren unhaltbare Zustände, zum Beispiel die Aufenthaltsdauer von mehreren Monaten und der dadurch bedingte völlig unzureichende Schulunterricht. Mangelhafte gesundheitliche Versorgung, schlechte Ernährung aufgrund unqualifizierter Küchenkräfte und der achtlose Umgang mit dem Eigentum der Eingewiesenen sind weitere Kritikpunkte:

 

„in mind. 75 Fällen [ist] die Abgabe und in weiteren 20 Fällen die Rückgabe persönlicher Gegenstände und Mittel der Heimkinder nicht quittiert worden. Dabei handelt es sich u.a. um 2 Sparbücher, Bargeld, 3 Radios, 8 Uhren, Schmuck u.a.“

 

„Am 29.01.1973 kam es zu einem Massenausbruch von 15 Jugendlichen. Auf Grund dieses Vorkommnisses wurden durch die Volkspolizei entsprechende Sicherungsmaßnahmen vorgeschlagen und angeregt.“

 

Die Erziehungsmethoden und die geschlossene Unterbringung im Durchgangsheim Erfurt wird von Arbeiter- und Bauerinspektion hingegen nicht in Frage gestellt.

 

Quellen

Auszüge aus dem Kontrollbericht der Arbeiter-und-Bauerninspektion (ABI) über das Durchgangsheim Erfurt 1973/74.

HEIM-STADT Erfurt

Telefonbücher aus den 1950er und 1960er Jahren weisen eine Fülle an Kinderheimen in Erfurt aus. Der Zeit entsprechend waren es vor allem Waisenheime, die sich zum großen Teil in Trägerschaft der beiden christlichen Kirchen befanden. 1947 und 1948 werden ein katholisches Waisenhaus in der Regierungsstraße 44 und ein Evangelisches Waisenhaus in der Comthurgasse 8 genannt. Hinzukommen Mädchenheime, ein Mütter- und Kinderheim und ein Säuglingsheim. Ein weiteres Kinderheim findet sich unter der Adresse Cyriaksburg.

Das Telefonbuch von 1954 weist noch elf konfessionelle Heime aus. Hinzu kommen fünf städtische Heime. Darunter befindet sich auch ein Kinderheim in der Winzerstraße 21. Unter dieser Adresse wurde später das Durchgangsheim des Rates des Bezirkes Erfurt eingerichtet. Die gleichen städtischen Heime finden sich auch 1961, hinzu gekommen sind ein Kinderwochenheim und drei Wochenkrippen.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Dresden 

Ausstellungsdaten:

23. bis 24. November 2023

 

 

Öffnungszeiten: 11.30 bis 16 Uhr

 

Standort: Vorplatz Sächsischer Landtag

                      Bernhard-von-Lindenau-Platz 1

                      01067 Dresden

 

28. November bis zum 8. Dezember 2023

 

Öffnungszeiten: 11.30 bis 16 Uhr

 

Standort: Gelände des Sächsischen Staatsministeriums für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

                     Albertstraße 10

                     01097 Dresden 

                     Zugang zur Ausstellung über Erich-Ponto-Straße

 

Der Eintritt ist frei.

 

EröffnungsveranstaltungDienstag, 28. November, 14:30 Uhr 

Ort: Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt

 

Programm 

• Grußwort der Staatsministerin Petra Köpping, Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Gesellschaftlichen Zusammenhalt • Grußwort der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau / Vorstellung des Projektes BLACKBOX HEIMERZIEHUNG 

• Moderiertes Zeitzeugengespräch 

• Anschließend Rundgang und Zeit für einen persönlichen Austausch

 

 

 

Durchgangsheim Dresden 



Am Steinberg 5 in Dresden-Wachwitz wird 1951 ein Durchgangsheim eröffnet. Im Laufe der Jahre zieht es 

mehrfach um, 1963 in die Döbelner Straße 54 und 1977 

in die Togliattistraße 30 (heute Glacisstraße) mitten in 

die Dresdener Innenstadt. Das Durchgangsheim bietet 

etwa 30 Plätze für minderjährige Mädchen und Jungen.

 

Aufgrund strenger Vorschriften sind Durchgangsheime gefängnisähnliche Einrichtungen und eine Unterbringung bedeutet immer einen Freiheitsentzug. Im Durchgangsheim Dresden sind die Räume nachts verschlossen und die Fenster vergittert. Es gibt Arrestzellen und eine Signalanlage, die mit 

der nächsten Polizeistation verbunden ist. Gewaltanwendungen, Suizid- und Fluchtversuche sind dokumentiert.

 

 

Im Jahr 1987 wird das Durchgangsheim Dresden im Zuge einer Neuorganisation aller DDR-Durchgangsheime geschlossen.

 

 

Durchgangsheime in der DDR 

In Durchgangsheimen sind Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren vorübergehend untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht. Eine vorläufige Unterbringung von bis zu 18 Tagen ist vorgesehen. In der Praxis dauert der Aufenthalt jedoch oft mehrere Monate.

Bilder Durchgangsheim Dresden 

Durchgangsheim in der Togliatti (Glacisstraße) 30 in Dresden-Neustadt, 1988

English Version 

 

Dresden transit home

Transit homes were part of the GDR’s system of special homes and were usually prison-like facilities to accommodate children and juveniles temporarily.

In 1951, a transit home was established at Am Steinberg 5 in Dresden-Wachwitz. Over the years, it changed addresses several times, moving to  Döbelner Strasse 54 in 1963 and to Togliattistrasse 30 (today’s Glacisstrasse), in Dresden’s city centre, in 1977. The transit home provided space for 30 juvenile girls and boys.

 

Due to the strict security regulations, transit homes were similar to prisons and always meant depriving the children of their freedom. At the Dresden transit home, rooms were locked at night and the windows were barred. There was an arrest cell and a signal system connected to the nearest police station. Documents show evidence of violence, as well as attempted suicides and escapes.

 

In 1987, the Dresden transit home was closed during the reorganisation of all GDR transit homes.

 

Transit homes

 

Children and juveniles aged 3 to 18 were accommodated in the GDR’s transit homes until a decision was made about their futures. They included minors who had run away from home because it was too dangerous for them to remain with their parents. Others were due to be housed in more permanent homes, but were still waiting to be allocated a place. Due to the strict security regulations, transit homes were similar to prisons and always meant depriving the children of their freedom. After their official closure in 1987, some facilities continued to operate as transit facilities.

 

 

 

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Schwerin

Vom 17. Juli bis 14. August war die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Schwerin zu sehen. Die Präsentation erfolgte in Kooperation mit der Landesbeauftragten für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur.

Eröffnungsveranstaltung: 18.07. | 11 Uhr

 

Programm:

  • Grußwort Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Einführung und Präsentation der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG, Dr. Christian Gaubert (Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau)

Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Austausch und zur Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG.

 

20.07. | 18 Uhr „Umerziehung in DDR-Spezialheimen“

 

Programm

 

  • Grußwort: Anne Drescher, Landesbeauftragte für Mecklenburg-Vorpommern für die Aufarbeitung der SED-Diktatur
  • Projektvorstellung „BLACKBOX HEIMERZIEHUNG“: Dr. Christian Gaubert, Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
  • Impulsvortrag: Umerziehung in DDR-Spezialheimen – Historischer Kontext: Burkhard Bley, stellv. Landesbeauftragter für MV für die Aufarbeitung der SED-Diktatur

Anschließend Gespräch und Erfahrungsaustausch | Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG

 

 

 

Geschichte

DURCHGANGSHEIM
am Schweriner See

 

In der Villa am heutigen Franzosenweg Nr. 6 wird in den
1950er Jahren zunächst ein Kinderheim eingerichtet,
das später in ein Jugendwohnheim umgewandelt wird.
Ab den 1960er Jahren beherbergt die Villa zusätzlich
eine sogenannte „Durchgangsstation“. Diese gilt formal
als eigenständige Einrichtung und verfügt über separate
Räumlichkeiten, zu denen u. a. das vergitterte und
zu Isolationszwecken genutzte Turmzimmer zählt.
Das Durchgangsheim hat eine Kapazität von 10 Plätzen,
die vor allem der vorübergehenden, fluchtsicheren
Unterbringung von Kindern und Jugendlichen dienen
sollen, die aus anderen Heimen ausgerissen sind.
Oftmals werden auch Kinder hier untergebracht,
für die noch kein Heimplatz verfügbar ist.
Meist sind es Jugendliche im Alter von 14-17
Jahren, die eingewiesen werden. Aber auch
wesentlich jüngere Kinder müssen die haftähnlichen
Bedingungen des Durchgangsheims aushalten: So
sind beispielsweise 1963 insgesamt 91 Minderjährige
in der Villa am Schweriner See untergebracht,
darunter sechs Kinder im Alter unter sechs Jahren.
Die Personalsituation ist dauerhaft angespannt.
Mitte der 1960er Jahre verfügt das Durchgangsheim
über keinen festen Personalbestand. Kinder und
Jugendliche werden von den Mitarbeitenden
des Jugendwohnheims „mitbeaufsichtigt“. Zur
Betreuung jüngerer Kinder werden systematisch
Mädchen aus dem Jugendwohnheim eingesetzt.
1987 wird das Durchgangsheim in Schwerin
geschlossen. Die Immobilie dient bis Ende 1990
als Kindergarten. Heute befindet sich die Villa in
Privatbesitz und wird als Ferienwohnung vermietet

 

JUGENDWERKHOF
„WILLI SCHRÖDER“ in Rühn

 

1950 wird auf dem Gelände des Klosters Rühn der
Jugendwerkhof „Neues Leben“ eingerichtet. Drei
Jahre später erhält der Jugendwerkhof den Namen
„Willi Schröder“. Durch seine ländliche Lage werden
hier vor allem Jugendliche zur „Umerziehung“
eingewiesen, die als „schwer erziehbar und
besonders fluchtgefährdet“ eingestuft werden.
Hinter diesen Gittertüren befanden sich im Jugendwerkhof zwei Isolierzellen.
1953 verfügt der Jugendwerkhof über eine Kapazität
von 110 Plätzen für Jungen und Mädchen im
Alter von 14 bis 18 Jahren. In den 1960er Jahren
kommen Außenstellen in Eickelberg, Bandow,
Tarnow und Malchow hinzu. Die Aufnahmekapazität
erhöht sich ab 1969 auf 180 Plätze.
Während ihres Aufenthaltes müssen die
Jungen eine Teilfacharbeiterausbildung u. a. als
Maurerhelfer
oder Helfer in den umliegenden
landwirtschaftlichen Betrieben und die Mädchen
als Industrienäherinnen in den Möbelwerken
Bützow absolvieren.
1991 wird der Jugendwerkhof vollständig aufgelöst.
Das Klosterareal geht in Privatbesitz über und wird
seit 2008 durch den „Klosterverein Rühn e.V.“
restauriert und als Veranstaltungsort betrieben.

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Leipzig

Ausstellungsdaten:

Dauer: 16. Oktober bis 14. November 2023

Öffnungszeiten: Montag bis Samstag, 11 bis 16 Uhr

Standort: Nikolaikirchhof, 04109 Leipzig

Der Eintritt ist frei.

 

Eröffnungsveranstaltung: 19. Oktober 2023, 16:00 Uhr

Ort: Stadtgeschichtliches Museum Leipzig | Haus: Altes Rathaus, Grüner Salon im 2. OG,  Markt 1, 04109 Leipzig

Programm:

    • Grußwort Vertreter/in Stadt Leipzig (angefragt)
    • Einführung und Präsentation der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG, Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau
    • Moderiertes Zeitzeugengespräch
    • Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG und persönlicher Austausch

Weitere Veranstaltungen sind in Planung. Alle Informationen finden Sie unter www.blackbox-heimerziehung.de.

Durchgangsheim Leipzig 

In der Neudorfgasse 1 wird 1951 in Leipzig ein Durchgangsheim mit 34 Plätzen für Jungen und Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren eingerichtet. Aufgrund von Überbelegung zieht das Heim mehrfach um. Es befindet sich zeitweise in der Braustraße, wo 1953 2.178 Minderjährige die Einrichtung durchlaufen und mitunter täglich bis zu 60 Neuzugänge gezählt werden, sowie in der Windorfer Straße, bevor es 1959 wieder in die Neudorfgasse zurückkehrt. 
 
Obwohl die geplante Aufenthaltsdauer wenige Tage nicht überschreiten soll, werden einige Minderjährige mehrere Monate dort untergebracht. Teilweise müssen sie auf Baustellen arbeiten, Schulunterricht findet hingegen kaum statt. Für leichte Vergehen werden sie mit mehreren Tagen Arrest bestraft. Die Ausstattung des Heims ist mangelhaft. Nachts verschließt das Personal die Schlafräume, die Notdurft muss auf einem Eimer verrichtet werden. 
 

Das Durchgangsheim wird im August 1982 in ein neu errichtetes Gebäude in der Torgauer Straße 351 nach Leipzig-Heiterblick verlegt und bleibt dort bis zu seiner Auflösung Ende 1986.

Durchgangsheime in der DDR

In den Durchgangsheimen der DDR werden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht. Aufgrund strenger Sicherheits-bestimmungen sind Durchgangsheime gefängnisähnliche Einrichtungen und eine Unterbringung immer mit Freiheitsentzug
verbunden. Nach ihrer offiziellen Auflösung im Jahr 1987 bestehen einige der Einrichtungen als Durchgangsstationen fort.
 
 

Bilder Durchgangsheime in Leipzig 

Quellen

Anordnung über die Isolierung von Minderjährigen

Registrierung des Durchgangsheimes Leipzig nach 1951

English Version

Leipzig transit home

Transit homes were part of the GDR’s system of special homes and were usually prison-like facilities to accommodate children and juveniles temporarily.

In 1951, a transit home with 34 places for boys and girls aged 10 to 18 was established in Neudorfgasse 1, Leipzig. The home changed locations several times due to overcrowding. For a time, it was situated in Braustrasse (where in 1953, 2,178 juveniles passed through the facility, with up to 60 new arrivals a day) and also in Windorfer Strasse, before returning to Neudorfgasse in 1959.

Sometimes, there were 60 new arrivals a day. Although the planned period of stay was not meant to last more than a few days, a number of juveniles were kept there for several months. Some had to work on building sites, while school education was virtually non-existent. Minor offences were punished with several days’ detention. The home was poorly equipped. At night, the staff locked the dormitories, forcing the juveniles to use a bucket if they needed to go to the toilet.

 

In August 1982, the transit home was moved to a newly constructed building in Torgauer Strasse 351, Leipzig-Heiterblick and remained there until its closure in late 1986.

 

 

Transit homes

Children and juveniles aged 3 to 18 were accommodated in the GDR’s transit homes until a decision was made about their futures. They included minors who had run away from home because it was too dangerous for them to remain with their parents. Others were due to be housed in more permanent homes, but were still waiting to be allocated a place. Due to the strict security regulations, transit homes were similar to prisons and always meant depriving the children of their freedom. After their official closure in 1987, some facilities continued to operate as transit facilities.

Jugendwerkhof „August Bebel“

Zur Geschichte des Jugendwerkhofs

27.05. | 16 Uhr Eröffnungsveranstaltung

Die Eröffnungsveranstaltung fand auf dem Rolandplatz in Burg statt.

Im Anschluss bestand die Möglichkeit zum persönlichen Austausch und zur Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG.

05.07. | 17:30 Uhr Filmvorführung von „Sabine Wulff“

In Zusammenarbeit mit der Gedenkstätte und der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur präsentierte das Burg Theater den DEFA-Film “Sabine Wulff”.

Die Filmvorführung fand am 5. Juli 2023 um 17:30 Uhr im KINO BURG THEATER (Magdeburger Str. 4, 39288 Burg) statt.

Im Anschluss bestand die Möglichkeit zum Gespräch und zur Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG.

Zum Film

SABINE WULFF
Regie: Erwin Stranka, 91 Min., Farbe, Spielfilm, DDR, DEFA-Studio für Spielfilme, 1978.
 
Sabine Wulff (gespielt von Karin Düwel), die von ihrem Freund zum Zigarettendiebstahl angestiftet wurde, wird 18-jährig aus dem Jugendwerkhof entlassen. Zu ihren Eltern möchte sie nicht zurück. Sie sucht sich eine Wohnung und nimmt eine Arbeit in der Schuhfabrik auf. Ihren Freund Jimmy (Manfred Ernst) liebt sie noch immer. Der Film fragt nach den Schwierigkeiten bei der Eingliederung einer jungen Frau in die DDR-Gesellschaft nach einem 18-monatigen Aufenthalt in einem Jugendwerkhof: Wie verhalten sich Mitmenschen ihr gegenüber? Erleichtern sie ihr den Neustart oder erschweren sie ihn? Wie verhält sich das Mädchen selbst? Mit welchen Vorurteilen sieht sie sich konfrontiert?

Szenenfotos: Sabine Wulff, Deutsche Demokratische Republik (DDR) 1978. SABINE WULFF © DEFA-Stiftung, Dieter Jaeger.

Link: Trailer auf dem Youtube-Kanal der DEFA-Stiftung

Hintergrund

Die Dreharbeiten fanden zwischen dem 5. September und 8. Dezember 1977 statt. Gedreht wurde u. a. in Burg bei Magdeburg – im dortigen Jugendwerkhof „August Bebel“ und in der VEB Schuhfabrik „Roter Stern“. Weitere Aufnahmen entstanden in Berlin, Potsdam und Nauen. Premiere feierte die Produktion am 9. November 1978 im Berliner Kino Kosmos.

Link: Zur Website des KINO BURG THEATER | Zur Website der Beauftragten des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur

Jugendwerkhof „Neues Leben“

03.05. | 17 Uhr Eröffnungsveranstaltung

Der WENDEPUNKT e.V. und die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau laden Sie herzlich zur Eröffnung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG am 3. Mai um 17:00 Uhr in der Turnhalle des Jugendhilfezentrums Wolfersdorf ein.

Im Anschluss besteht die Möglichkeit zum Gespräch bei einem Getränk und einem kleinen Snack sowie die Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG und des „Ortes der Erinnerung“.

05.05. | 14. Fachtag für Fachkräfte

„Macht und guter Alltag in der Heimerziehung“

Auch wenn die Rahmenbedingungen und Ziele der heutigen Jugendhilfe und des Erziehungssystems der DDR grundlegend unterschiedlich sind, so gibt es doch zu allen Zeiten und in allen Systemen Themen und Fragestellungen, die immer aktuell sind. Dazu gehört das THEMA „MACHT IN DER ERZIEHUNG“ und damit die permanente Herausforderung, im Alltag in den stationären Einrichtungen der Jugendhilfe einen guten und professionellen Umgang damit zu finden, der dem Leben und der Entwicklung der dort betreuten jungen Menschen förderlich ist. Im Spannungsfeld der Jugendhilfe damals und heute will der Fachtag nach Antworten suchen, wie das gelingen kann.

24.05. | Finissage zur Ausstellung

„Den Betroffenen eine Stimme geben“

Begrüßung Jana Schenker (Jugendhilfezentrum Wendepunkt Wolfersdorf)

11.30-13 Uhr: Der Jugendwerkhof „Neues Leben“ Wolfersdorf

Besichtigung der BLACKBOX HEIMERZIEHUNG und des „Erinnerungsortes“

14.00-15 Uhr: Moderiertes Zeitzeugengespräch zum Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau

bis 18 Uhr: Austausch und Gespräche

Jugendwerkhof „Rosa Luxemburg“

Im April 2023 informierte die »BLACKBOX HEIMERZIEHUNG« über die Geschichte der repressiven DDR- Heimerziehung in Klaffenbach. Das Mobile Denkzeichen der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau war vom 5. bis 25. April am Wasserschloss Klaffenbach zu sehen und erinnerte an die Schicksale ehemaliger DDR-Heimkinder.

Im Fokus der Ausstellung stand auch die Geschichte des Jugendwerkhofs „Rosa Luxemburg“. Im Jahr 1947 wurde im Wasserschloss ein Mädchenheim eingerichtet, das ab 1949 den Status eines Jugendwerkhofs für Mädchen im Alter von 14 bis 18 Jahren erhielt. In den Akten ist der Name „Rosa Luxemburg“ 1952 erstmalig nachweisbar. Zu Beginn hatte der Jugendwerkhof 55 Plätze, doch im Laufe der Jahrzehnte wurde die Kapazität verdoppelt. Die Einrichtung diente der „Umerziehung zu sozialistischen Persönlichkeiten“ und war bis 1990 in Betrieb.

Seit dem 4. April 2023 erinnert eine von der Stadt Chemnitz installierte Gedenktafel an den ehemaligen Jugendwerkhof „Rosa Luxemburg“ in Klaffenbach. Die »BLACKBOX HEIMERZIEHUNG« der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau ermöglicht es zudem, sich am historischen Ort mit der Geschichte der repressiven Heimerziehung auseinanderzusetzen.

Die »BLACKBOX HEIMERZIEHUNG«, ein umgebauter Seecontainer mit einer Ausstellung im Innen- und Außenbereich und einem dazugehörigen Online-Modul, reist seit 2022 an verschiedene Orte der DDR- Heimerziehung. Jugendliche, interessierte Bürger:innen und Anwohner:innen waren eingeladen, sich mit diesem Teil der DDR-Geschichte auseinanderzusetzen, der sich in unmittelbarer Nähe oder regionaler Umgebung abspielte.

Kinder- und Sonderschulheim Veste Heldburg

Die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG war vom 6. März bis zum 2. April 2023 am Fuße der Veste Heldburg (Landkreis Hildburghausen) zu sehen.

Auf der Veste Heldburg wurde ab 1954 ein Heim für bis zu 130 Kinder betrieben. Mitte der 1960er Jahre wurde die Heldburg als Sonderschulheim mit integrierter Hilfsschule weitergeführt. Nach einem Brand wurde das Heim im April 1982 geschlossen.

Am 6. März um 17 Uhr wurde die »BLACKBOX HEIMERZIEHUNG« im Kirchensaal der Veste Heldburg mit Grußworten des Bürgermeisters der Stadt Heldburg, Christopher Other, und des Thüringer Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur, Dr. Peter Wurschi eröffnet. Einen historischen Überblick zur Geschichte des Kinderheims auf der Veste Heldburg gab Dr. Anke Geier, wissenschaftliche Mitarbeiterin des Landesbeauftragten zur Aufarbeitung der SED-Diktatur Thüringen. Manfred May vom Bürgerkomitee Thüringen berichtete über die Erfahrungen von Betroffenen repressiver Erziehungsmethoden und Gewalt im Kinderheim. Im Anschluss gab es die Möglichkeit für einen persönlichen Austausch und Gespräche.

Heute erinnert die Veste als DENKOrt an die Geschichte der DDR-Heimerziehung in Thüringen und ermöglicht eine Auseinandersetzung mit diesem vielerorts in Vergessenheit geratenen Kapitel lokaler Zeitgeschichte.

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