Zeitzeugen gesucht

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Auf dem Gelände in der Rödgener Landstraße in Eilenburg bestand bereits seit den 1950er Jahren ein Ensemble mehrerer Heime. Darunter befanden sich das Spezialkinderheim „Ernst Schneller“, das 1953 eingerichtet wurde, und ab 1954 ein dazugehöriger Jugendwerkhof. Mit einer kurzen Unterbrechung in den Jahren 1964/65 wurde das Spezialkinderheim bis 1990 genutzt. Ein weiteres Spezialkinderheim in Eilenburg namens „Ernst Thälmann“ lag in der Halleschen Straße und war für die damals so genannten Hilfsschüler vorgesehen.

In dem Heimkomplex in der Rödgener Landstraße war seit 1964 zudem das Zentrale Aufnahmeheim für Spezialheimeinweisungen angesiedelt. Auch dieses Heim bestand bis 1990. Hier wurde allein nach Aktenlage entschieden, in welches Spezialheim die Kinder und Jugendlichen verbracht werden sollten. Nur wenn es um die Einweisung in ein Sonderheim ging, dann kam ein Kind tatsächlich sechs Wochen lang zur Begutachtung in das Eilenburger Zentrale Aufnahmeheim.

In den 1960er Jahren verfügte das Spezialkinderheim „Ernst Schneller“ über eine Kapazität von etwa 170 Plätzen für Jungen und Mädchen. Der Tagesablauf war für die Heimkinder in diesen Jahren im 10-Minuten-Takt durchgeplant. Es herrschten militärische Umgangsformen, die Erzieher sprachen im Kommandoton mit den Heimkindern. Die Räumlichkeiten des Heims waren zu klein, die Kinder wohnten in überbelegten Zimmern. Zudem war der bauliche Zustand des Heims katastrophal: Ende der 1970er Jahre standen für eine Gruppe von 36 Kindern nur zwei Waschbecken zur Verfügung. Die Kleiderschränke befanden sich in den feuchten Kellerräumen.

Zu den alltäglichen Lebensbedingungen der Kinder in dem Spezialkinderheim gehörte es unter anderem, dass der Arrest oft länger als 14 Tage dauerte. Urlaubs- und Ausgangssperren wurden willkürlich verhängt und die Post wurde kontrolliert. 



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