Zeitzeugen gesucht

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Aktueller Standort 2024

BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in Erfurt

Vom 30. April bis 13. Juni 2024 ist die BLACKBOX HEIMERZIEHUNG in der Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße zu sehen zu sehen.

Zeitraum: 30. April bis 13. Juni 2024

 

 

 

Öffnungszeiten:

 

Dienstag: 12 bis 20 Uhr

 

Mittwoch: 10 bis 18 Uhr

 

Donnerstag: 12 bis 20 Uhr

 

Freitag: 12 bis 20 Uhr

 

Samstag, Sonntag und an Feiertagen: 10 bis 18 Uhr

 

Ausstellungsort: Gedenk- und Bildungsstätte Andreasstraße, Andreasstraße 37a, 99084 Erfurt

Geschichte

DURCHGANGSHEIM
Erfurt

 

1963 wird in Erfurt in der Winzergasse 21 ein Durchgangsheim eingerichtet. In den Durchgangsheimen der DDR werden Kinder und Jugendliche im Alter von 3 bis 18 Jahren untergebracht, bis über ihren weiteren Lebensweg entschieden wird. Darunter befinden sich Minderjährige, die von zu Hause weggelaufen oder aus einem Heim geflohen sind, die aufgrund einer Gefährdungssituation nicht länger im Elternhaus verbleiben können oder für die ein Heimaufenthalt bereits beschlossen wurde, aber noch kein Heimplatz zur Verfügung steht.

 

Unhaltbare Zustände im Durchgangsheim Erfurt

 

1973/1974 findet im Bezirk Erfurt eine großangelegte Kontrolle aller 32 Kinder- und Jugendheime durch die Arbeiter- und Bauerninspektion statt, da es sich „um einen Abschnitt unserer gesellschaftlichen Entwicklung handelt, der zurückgeblieben ist und in politischer, ideologischer, sozialer, pädagogischer, kultureller und materieller Hinsicht einen Nachholebedarf aufweist.“

 

Dabei werden auch teils gravierende Mängel im Durchgangsheim Erfurt erfasst, wie Zitate aus dem Kontrollbericht belegen:

 

„Bei dem Heim handelt es sich um eine geschlossene Einrichtung mit vergitterten Fenstern und ständig verschlossenen Haus- und Zimmertüren.“

 

„Die Isolierzimmer haben als Lichtquelle mit Glasziegeln vermauerte Fenster, so daß eine direkte Belüftung nicht möglich ist.“

 

„Bei Ausbruch eines Brandes gibt es keine Möglichkeit, die Kinder schnellstens und gefahrlos aus der Einrichtung zu bringen.“

 

Weitere Passagen des Berichts charakterisieren unhaltbare Zustände, zum Beispiel die Aufenthaltsdauer von mehreren Monaten und der dadurch bedingte völlig unzureichende Schulunterricht. Mangelhafte gesundheitliche Versorgung, schlechte Ernährung aufgrund unqualifizierter Küchenkräfte und der achtlose Umgang mit dem Eigentum der Eingewiesenen sind weitere Kritikpunkte:

 

„in mind. 75 Fällen [ist] die Abgabe und in weiteren 20 Fällen die Rückgabe persönlicher Gegenstände und Mittel der Heimkinder nicht quittiert worden. Dabei handelt es sich u.a. um 2 Sparbücher, Bargeld, 3 Radios, 8 Uhren, Schmuck u.a.“

 

„Am 29.01.1973 kam es zu einem Massenausbruch von 15 Jugendlichen. Auf Grund dieses Vorkommnisses wurden durch die Volkspolizei entsprechende Sicherungsmaßnahmen vorgeschlagen und angeregt.“

 

Die Erziehungsmethoden und die geschlossene Unterbringung im Durchgangsheim Erfurt wird von Arbeiter- und Bauerinspektion hingegen nicht in Frage gestellt.

 

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