Zeitzeugen gesucht

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Folgen der Umerziehung

Der Aufenthalt in einem Spezialheim zog für viele Heimkinder langandauernde körperliche und seelische Folgen sowie materielle Nachteile nach sich. Ihre kindliche Entwicklung erlitt nachhaltige Störungen. Die Folgen wurden durch negative Erfahrungen im Anschluss an den Heimaufenthalt noch verstärkt.
Denn die ehemaligen Heimkinder waren in ihrem Umfeld und am Arbeitsplatz stigmatisiert. Meistens verschwiegen sie deshalb diese geächtete Station ihres Lebenswegs. Elementare Ängste und berufliche Schwierigkeiten beschädigen das Leben vieler ehemaliger Spezialheimkinder auch im Erwachsenenalter.
Zu den prägenden negativen Erfahrungen konnten bereits die Umstände der Heimeinweisung gehören, denn die Behörden gaben die Gründe für die Einweisung nicht immer bekannt und ließen Kinder wie Eltern im Ungewissen. Im Heim angekommen, hatten die Kinder und Jugendlichen die Trennung von den Eltern und von ihren Geschwistern zu verkraften. Sie wussten zudem oft nicht, was mit ihnen geschehen würde, und mussten mit den ängstigenden Lebensbedingungen zurechtkommen. So fühlten sie sich einsam, ausgeliefert und ohnmächtig.
In den Spezialheimen war es aber durchaus auch beabsichtigt, die Heimkinder in einen psychischen Zustand der Verunsicherung zu versetzen. Die Methoden der erzwungenen Persönlichkeitsveränderung konnten daran ansetzen. Im Geschlossenen Jugendwerkhof Torgau wurde die Erniedrigung bei der Einlieferung sogar bewusst eingesetzt. Sie sollte den Jugendlichen Angst einjagen und sie gefügig machen.

Selbstvertrauen und Selbstwertgefühl vieler Betroffener trugen einen bleibenden Schaden davon. Auch konnten die Heimkinder kaum Fähigkeiten entwickeln, mit Konflikten umzugehen. Im Spezialheim herrschten autoritäre und hierarchische Verhältnisse. So lernten viele Kinder und Jugendliche, dass es für sie besser war, Konflikte zu vermeiden. Andere reagieren noch als Erwachsene mit Aggressionen in konflikthaften Situationen, denen sie sich nicht gewachsen fühlen.

Zu den charakteristischen Folgen des Heimaufenthalts gehören außerdem Ängste und Misstrauen: beispielsweise die Angst, Vertrauen zu haben und eine stabile Beziehung einzugehen, die Angst vor dem Verlust einer geliebten Person, die Angst vor Autoritäten und das grundlegende Misstrauen gegenüber den staatlichen Einrichtungen.
Nach dem Heimaufenthalt verlief das Erwerbsleben der Betroffenen häufig nicht geradlinig. Sie hatten in den Heimen lediglich geringe schulische und berufliche Qualifikationen erworben. Deshalb fanden sie anschließend meist nur schlecht bezahlte Arbeitsplätze. Sie leiden bis heute unter materiellen Einbußen im Berufsleben oder bei der Rente. Viele können den Zeitraum des Heimaufenthaltes nicht mehr belegen. Er wird daher für ihre Rente nicht angerechnet. Dafür müssten die Betroffenen ihren früheren Sozialversicherungsausweis vorlegen, den sie aber in vielen Fällen nach der Heimentlassung vernichtet haben – aus Scham, weil dort der Heimaufenthalt eingetragen war und sie das Buch immer wieder vorzeigen mussten, beispielsweise bei einer Bewerbung oder bei einem Arztbesuch.

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