Zeitzeugen gesucht

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Geschichte

Die Erziehung in den DDR-Heimen stand ganz im Dienst des Sozialismus. Sie befand sich nahezu ausschließlich in staatlicher Hand und war zentralistisch aufgebaut. Die pädagogischen Methoden der Heime entwickelten sich über Jahrzehnte nicht weiter, die Ausstattung verbesserte sich kaum.
Insbesondere in den Spezialheimen litten die Heimkinder unter den unzulänglichen, gewaltförmigen Lebensbedingungen.

„Die Lage der Jugendhilfe blieb bis zum Ende der DDR desolat“, urteilt der Forscher Christian Sachse in seinem Buch „Der letzte Schliff“.

Die Grundzüge der späteren DDR-Jugendhilfe legten die Landesregierungen unter der sowjetischen Besatzungsmacht in den ersten Jahren nach dem Zweiten Weltkrieg. Sie überführten die Jugendhilfe 1947 in die Zuständigkeit der Volksbildung. Die Betreuung hilfsbedürftiger Kinder und Jugendlicher wurde also nicht als Fürsorge verstanden, sondern als eine Aufgabe der Erziehung – und das bedeutete: der kommunistischen Erziehung zum „neuen Menschen“. Diese Zuständigkeit blieb auch in der DDR bestehen.
Nach der Gründung der DDR 1949 wurden die Aufgaben der Jugendhilfe einerseits und der Jugendpflege andererseits aufgeteilt. Die Jugendämter waren nur noch mit der Jugendhilfe und der Heimerziehung befasst. Der gesamte Aufgabenbereich war zentralistisch organisiert und gehörte zum Bereich der Volksbildung, die als ein wichtiges Instrument der Machtsicherung gesehen wurde.
Die Heimerziehung unterstand der Hauptabteilung „Jugendhilfe und Heimerziehung“ im Ministerium für Volksbildung. Diese Abteilung leitete Eberhard Mannschatz von 1951 bis 1977, also länger als 25 Jahre mit nur einer kurzen Unterbrechung. Mannschatz prägte wesentlich die DDR-Heimerziehung. Er setzte die Vorgaben des sozialistischen Staates zur Umerziehung unangepasster Kinder und Jugendlicher methodisch um.
Zu den Erziehungsmethoden in den DDR-Heimen gehörte insbesondere die Kollektiverziehung nach dem Ansatz des sowjetischen Pädagogen A. S. Makarenko. Davon abweichende, eigenständige Erziehungsansätze waren in den Heimen nicht gestattet. Private sowie kirchliche Einrichtungen wurden im Laufe der 1950er Jahre aufgelöst. Von wenigen Ausnahmen abgesehen, befand sich die Heimerziehung in der DDR in staatlicher Hand. Damit besaß ausschließlich der Staat den Zugriff auf die Erziehung der Heimkinder.
1963 übernahm Margot Honecker das Amt der Ministerin für Volksbildung.
Das Heimsystem wurde nach Einführung seiner grundlegenden Strukturen 1951 noch einige Male leicht verändert, bis 1964/65 die Organisationsstruktur entstand, die bis zum Ende des SED-Staates 1989 existierte. Von diesem Zeitpunkt an wurden die Spezialheime von den Bezirken verwaltet, nicht mehr von den Kreisen. Die Spezialheime hatten damit eine straffere Führung erhalten. Offiziell wurden für diese Umgliederung einige schwerwiegende Missstände in den Heimen angeführt, die bei einer grundlegenden Überprüfung im Auftrag des Ministerrates 1963 festgestellt worden waren.
Zusätzlich entstanden 1964 zwei weitere Einrichtungen der Spezialheime: das Kombinat der Sonderheime für Psychodiagnostik und pädagogisch-psychologische Therapie und der Geschlossene Jugendwerkhof in Torgau.
Die Heimeinrichtungen der DDR waren in der gesamten Zeit ihres Bestehens mangelhaft ausgestattet und ungenügend finanziert. Unangepasstes Verhalten von Kindern und Jugendlichen würde mit dem Aufbau des Sozialismus von selbst verschwinden, so argumentierten die Verantwortlichen vordergründig, nicht zuletzt aus dem Interesse heraus, strukturelle Mängel wie den baulichen Zustand der Heime, ihre Ausstattung, die Verpflegungssätze etc. aus dem Blickfeld geraten zu lassen. Deshalb wurde die Jugendhilfe immer nur als eine vorübergehende Aufgabe angesehen. 1968 fehlten nach Angaben des Ministeriums für Volksbildung 6.000 Heimplätze, 1974 waren es 10.000 Plätze.
1969 beschrieb das Volksbildungsministerium selbst die Ausstattung der Heime und der weiteren Jugendhilfe-Einrichtungen als „ausgesprochen dürftig und ärmlich“. Die finanziellen Vorgaben beispielsweise für Kleidung und Verpflegung seien „unzulänglich“. Die Kinder und Jugendlichen litten in den Heimen ganz offensichtlich Mangel. Essen, Bekleidung, Bastel- und Spielmaterial, Taschengeld – das Geld reichte für all das nicht aus.
Auch in anderen Ländern – nicht nur im sozialistischen Osteuropa – fand im 20. Jahrhundert in der Heimerziehung die „schwarze Pädagogik“ Anwendung . Erziehungsmethoden unter Zwang und Gewalt waren in katholischen Kinderheimen in Irland, in staatlichen und kirchlichen Heime in der jungen Bundesrepublik Deutschland oder in den militärisch organisierten Boot-Camps in den USA gängige Praxis. In den Vereinigten Staaten werden die Ansätze noch heute praktiziert. Ende des 20. Jahrhunderts wurden diese Methoden erstmals breit kritisiert und weitgehend abgeschafft.
Die Entwicklung der Jugend zu sozialistischen Persönlichkeiten
Margot Honecker

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