Ziel: Sozialistische
Persönlichkeit
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Sozialistische Persönlichkeiten anstatt Individuen, das war das Bildungsziel in der DDR. Margot Honecker führte 1965 als Ministerin für Volksbildung das „einheitliche sozialistische Bildungssystem“ ein. Als wichtigstes Ziel aller Bildungseinrichtungen war in dem entsprechenden Gesetz genannt, „allseitig und harmonisch entwickelte sozialistische Persönlichkeiten“ heranzuziehen. Dieses Ziel galt auch für die Heime. Kinder und Jugendliche, die als schwer erziehbar galten, waren in den Spezialheimen einer tiefgreifenden Umformung ihrer Persönlichkeit mit gewaltförmigen Erziehungsmethoden ausgesetzt.
Das Bildungswesen der DDR verfolgte von der Kinderkrippe bis zur Universität zwei Ziele: Kinder und Jugendliche sollten auf einem möglichst hohen Niveau für die wirtschaftlichen Notwendigkeiten des Staates ausgebildet werden. Und sie sollten fest in die Ideologie und das politische System des Sozialismus eingebunden werden. Die Erziehung von Kindern und Jugendlichen zu treuen Anhängern des sozialistischen Staates stand im gesamten Bildungssystem der DDR im Mittelpunkt.
[Bildnachweis] SLUB Dresden / Deutsche Fotothek / Renate & Roger Rössing
„Heimerziehung ist […] kommunistische Erziehung“, hieß es 1984 in dem Standardwerk „Heimerziehung“ der DDR-Jugendhilfe.
[Quelle] Autorenkollektiv: Heimerziehung, Berlin 1984, zitiert nach Anke Dreier und Karsten Laudien: Einführung. Heimerziehung der DDR, Schwerin 2012, S. 23.
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Auch in den Heimen sollten Kinder und Jugendliche lernen, an den Sozialismus als einzige Ideologie und Staatsform zu glauben. Sie sollten einüben, sich dem sozialistischen Kollektiv unterzuordnen und sich widerspruchslos am sozialistischen Leben in der DDR zu beteiligen. Die Heimerziehung in der DDR war auf die Durchsetzung der Macht des SED-Staates ausgerichtet.
In der zentralen Anordnung des Ministeriums für Volksbildung über die Spezialheime der Jugendhilfe vom 22. April 1965 hieß es: „Die Erziehungsarbeit erfolgt mit dem Ziel der Heranbildung vollwertiger Mitglieder der sozialistischen Gesellschaft und bewusster Bürger der Deutschen Demokratischen Republik“
[Quelle] Anordnung des Ministeriums für Volksbildung über die Spezialheime der Jugendhilfe vom 22. April 1965, in: Gesetzblatt der DDR II Nr. 53 vom 17. Mai 1965, S. 368, (https://www.zeitzeugen.brandenburg.de/themen/lebenserfahrung-spezialheime-der-jugendhilfe/).
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Die zu Erziehenden waren demnach nicht vollwertig. Politische Schulungen, Appelle und vormilitärische Übungen waren deshalb fester Bestandteil des Alltags in den Spezialheimen. Die Kinder und Jugendlichen wurden zu Patriotismus und Liebe zur Sowjetunion erzogen und erhielten militärische Unterweisungen. Sie sollten sich die „10 Gebote der sozialistischen Ethik und Moral“ zu eigen machen, die Walter Ulbricht 1958 verkündet hatte, hieß es beispielsweise im Statut des Jugendwerkhofs Hummelshain von 1962.
„Klassenbewusste Sozialisten“ sollten sie werden, hieß es im Jahresarbeitsplan 1971/72 des Jugendwerkhofes Wolfersdorf.
[Quelle] Jahresarbeitsplan 1971/72 des Jugendwerkhofs „Neues Leben“ Wolfersdorf, zitiert nach Rahel Marie Vogel: Auf dem Weg zum neuen Menschen. Umerziehung zur „sozialistischen Persönlichkeit“ in den Jugendwerkhöfen Hummelshain und Wolfersdorf (1961–1989), Frankfurt a. M. 2010, S. 71.
„10 Gebote für den neuen sozialistischen Menschen“
[Quelle] [Haus der Geschichte, Bonn]
Schicksale
Das Leben ehemaliger DDR-Heimkinder wird massiv durch die Erfahrungen in den Einrichtungen der Jugendhilfe geprägt. Die „Blackbox Heimerziehung“ erinnert an ihre Schicksale.