Zeitzeugen gesucht

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Jugendwerkhof Königstein

In der Festung Königstein in Sachsen entstanden 1950/51 ein Jugendwerkhof und ein Aufnahme- und Beobachtungsheim. In den Jugendwerkhof wurden straffällige Jungen und Mädchen eingewiesen, die eine Freiheitsstrafe im Gefängnis in Freiberg hinter sich hatten, ebenso Jugendliche, die als schwer erziehbar galten. Beide Einrichtungen wurden schon 1955 wieder geschlossen. Grund für die Schließung des Jugendwerkhofs waren die schlechten Lebens- und Arbeitsbedingungen für die etwa 200 Insassen. Selbst an höchster Stelle im Ministerium für Volksbildung wusste man davon.

Der bauliche Zustand der Einrichtung war marode. Mehrere Berichte zeigten weitere Missstände auf, so in Bezug auf die Ausbildung, die Schulbildung, die medizinische Versorgung, den Unfallschutz und die Verwaltung der Finanzmittel. Auch die Erziehungsarbeit wurde als mangelhaft eingeschätzt. Weniger als die Hälfte der Erzieher verfügte über eine angemessene Ausbildung oder über pädagogische Erfahrungen.

Der Alltag der Jugendlichen war von Verboten und Repressionen bestimmt. Zur Bestrafung konnten sie tagelang im Kellerverlies der Burg eingesperrt werden. Im Jahr 1953 berichtete das vom Gesamtdeutschen Ministerium der Bundesrepublik betriebene „Informationsbüro West“ über den Jugendwerkhof Königstein und verurteilte die Zustände dort. Das Volksbildungsministerium gab mit der Schließung des Jugendwerkhofs nicht zuletzt den Interessen der Kommune nach, die Festung Königstein ausschließlich für touristische Zwecke weiter nutzen zu können.

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